Süddeutsche Zeitung

Tariflöhne:Am Bau verdienen Azubis am meisten

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Von Thomas Öchsner, Berlin

Die Tariflöhne von Auszubildenden sind im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge kräftig gestiegen. So kamen Azubis in Westdeutschland während der gesamten Ausbildungszeit im Durchschnitt auf 859 Euro brutto im Monat. Das war ein Plus von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Ostdeutschland stieg die tarifliche Vergütung sogar um 4,9 Prozent auf nun durchschnittlich 807 Euro im Monat. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Bei den Verdiensten gibt es jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede - je nach Beruf und Region: So konnten junge Menschen im Bauhauptgewerbe am meisten verdienen. Ein Maurerlehrling beispielsweise kommt im Westen auf monatlich 1042 Euro brutto im Gesamtdurchschnitt der Ausbildung. Besonders gut schneiden auch Mechatroniker, angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen oder Azubis in der Medientechnologie ab. Besonders niedrig waren dagegen die Vergütungen für Floristen, Bäcker oder Maler und Lackierer. Ganz unten stehen Schornsteinfeger: Wer diesen Beruf erlernt, kommt bundesweit im Durchschnitt auf nur 495 Euro im Monat.

IH=Industrie und Handel; Hw=Handwerk; Lw=Landwirtschaft; FB=Freie Berufe; ÖD=Öffentlicher Dienst; SZ-Grafik; Quelle: BiBB

IH=Industrie und Handel; Hw=Handwerk; Lw=Landwirtschaft; FB=Freie Berufe; ÖD=Öffentlicher Dienst; SZ-Grafik; Quelle: BiBB

IH=Industrie und Handel; Hw=Handwerk; Lw=Landwirtschaft; FB=Freie Berufe; ÖD=Öffentlicher Dienst; SZ-Grafik; Quelle: BiBB

Wie bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Bezahlung der Azubis damit kräftig verbessert. Die BIBB-Forscherin Ursula Beicht führt dies auch auf die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zurück. In den vergangenen Jahren sei es für die Betriebe erheblich schwieriger geworden, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen, vor allem wegen der stark gesunkenen Schulabgängerzahlen und der verstärkten Neigung der Jugendlichen zum Studium. Deshalb versuchten die Arbeitgeber mit besseren Gehältern, Jugendliche wieder für eine duale Ausbildung zu gewinnen.

So wurden die Vergütungen in einigen Ausbildungsberufen mit großem Bewerbermangel besonders stark angehoben. Für zukünftige Fachkräfte der Systemgastronomie belief sich das Plus in Ostdeutschland beispielsweise auf neun Prozent. Auch für Restaurantfachleute und Köche in der Ausbildung zogen die Vergütungen überdurchschnittlich stark an. Dieser Trend ist aber nicht einheitlich: Der Aufschlag bei den Gebäudereinigern liegt deutlich unterhalb der Vier-Prozent-Marke.

BIBB-Expertin Beicht merkt zudem an: Nicht tarifgebundene Betriebe dürften die in ihrer Branche und Region gültigen Verdienstsätze laut der Rechtsprechung um 20 Prozent unterschreiten. Vor allem im Osten halten sich viele Unternehmen nicht an Tarifverträge.

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SZ vom 05.01.2017
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