Süddeutsche Zeitung

Sonnenbrillen im Büro:Schau mir in die Augen, Boss

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Auf der Nase, im Haar, um den Hals: Ohne Sonnenbrille geht im Sommer niemand aus dem Haus. Aber wohin damit, wenn einem der Chef begegnet?

Ohne sie geht derzeit kaum einer aus dem Haus. Die Sonnenbrille gehört zum Sommer wie Flip Flops oder Eis in der Tüte. Letztere haben lediglich in der Freizeit was zu suchen, im Büro ist auch bei Temperaturen um die 40 Grad nicht ihr Platz. Und die Sonnenbrille? Darf sie auch im Büro auf der Nase bleiben?

"Sonnenbrillen werden abgesetzt, wenn man ein Gebäude betritt", sagt Carolin Lüdemann, Mitglied im deutschen Knigge-Rat klar und deutlich. Laut der Benimm-Expertin können dunkle Gläser gesprächshemmend wirken: "Wer den Gegenüber seine Augen nicht sehen lässt, erzeugt den Eindruck, als hätte er etwas zu verbergen." Vergleichbar sei das mit dem Verhalten eines Pokerspielers, der seinen Mitspielern nicht zu viel von sich preisgeben möchte und verräterische Augenblicke somit hinter einer Sonnenbrille versteckt. Keine gute Voraussetzung für ein Geschäftsmeeting oder eine Unterredung mit dem Chef.

Ein aktuelles Experiment von Psychologen aus Toronto und North Carolina hat zudem gezeigt, dass Menschen sich egoistischer verhalten, wenn Sonnenbrillen ihre Augen verdecken. Die erzeugte Dunkelheit vermittle ein Gefühl von Anonymität und schränke das moralische Bewusstsein ein, so die Vermutung der Wissenschaftler.

Deshalb sollte auch außerhalb von geschlossenen Räumen die Sonnenbrille zumindest dann abgenommen werden, wenn man Menschen begegnet und sich begrüßt. Sollte einen im weiteren Gespräch die Sonne allzu sehr irritieren, empfiehlt Carolin Lüdemann den Gesprächspartner um Verständnis zu bitten. "Die Sonne blendet ein wenig. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich meine Sonnenbrille aufsetze?" wäre eine höfliche Möglichkeit.

Wer seine Sonnenbrille vorübergehend ins Haar stecken möchte, sollte sich nur im privaten Rahmen damit schmücken. Wer dagegen im geschäftlichen Meeting die getönten Gläser im Haar trägt, vermittle allzu offensichtlich Freizeitgedanken, warnt die Knigge-Expertin. So teilt die Sonnenbrille das Schicksal der beliebten Flip Flops. Vor dem Büro heißt es: Draußen bleiben.

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