Süddeutsche Zeitung

Frauen und Karriere:Was wir von den Frauen im Weißen Haus lernen können

Sie haben ein einfaches System entwickelt, sich in Meetings mehr Gehör zu verschaffen - mit Erfolg. Gleichen Lohn gibt's trotzdem nicht.

Ein großes Meeting mit allen Kollegen - offiziell soll jeder Ideen einbringen und frei sagen, was ihm auf der Seele brennt. Aber um ehrlich zu sein: Es sind doch immer die gleichen Kollegen, die das Gespräch beherrschen. Und zwar in der Regel die Männer. Das scheint im Weißen Haus nicht anders zu sein.

Doch die Mitarbeiterinnen aus Präsident Obamas Stab haben der männlichen Rededominanz am Konferenztisch den Kampf angesagt. Wie eine Insiderin in der Washington Post berichtet, haben sie das einfache, aber effektive System "Amplification" (Verstärkung) entwickelt: Macht eine Frau in großer Runde einen guten Vorschlag, wiederholt die nächste Rednerin ihre Idee - mit dem Hinweis, von wem dieser Einfall stammt. So werden die Männer gezwungen, die Wortmeldung zur Kenntnis zu nehmen und können die Idee im Nachhinein außerdem nicht als ihre Eigene verkaufen.

Ganz klappt es mit der Gleichberechtigung dennoch nicht

Und offenbar hat die Methode Erfolg. Obama hat in den Meetings - ob bewusst oder unbewusst - immer öfter die Frauen angesprochen und in seiner zweiten Amtszeit deutlich mehr weibliche Führungskräfte in seinen Stab berufen. Die Hälfte aller Abteilungen ist mittlerweile in weiblicher Hand.

Allerdings kann von Gleichberechtigung unter Obama, der sich kürzlich in der amerikanischen Zeitschrift Glamour als Feminist outete, nicht wirklich die Rede sein: Durchschnittlich bekommt ein Mann, laut Washington Post, im Weißen Haus immer noch 16 Prozent mehr Gehalt als eine Frau. Aber das sollte sich ja spätestens unter einer möglichen Präsidentin Hillary Clinton ändern.

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