Süddeutsche Zeitung

Deutsche Studenten in Österreich:Nicht mehr zumutbar

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Österreichische Universitäten beklagen sich zu Semesterbeginn über die Flut von Studenten aus dem Nachbarland. Deutschland soll deshalb für seine Studenten zahlen.

Österreichs Universitäten klagen zum neuen Semester über eine Flut von deutschen Studenten und fordern Ausgleichszahlungen vom Nachbarland. Die Hochschulen des Alpenlandes haben keine Zulassungsbeschränkungen, mit dem Wegfall von Studiengebühren im vergangenen Jahr sind sie für angehende deutsche Akademiker noch attraktiver geworden.

Rektoren, einige Parteien und die Studentenvertreter wollen nach Medienberichten deshalb Deutschland an der Finanzierung von Österreichs Hochschulen beteiligen.

Der Anteil an deutschen Studenten sei österreichweit von 2,6 Prozent im Jahr 2000 auf 7,3 Prozent im vergangenen Semester gestiegen, berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA.

Insgesamt waren im vergangenen Semester rund 18.000 Deutsche eingeschrieben. Für dieses Semester rechnen die Hochschulen mit einem weiteren Anstieg. Nach einem Bericht des ORF sind beispielsweise im grenznahen Salzburg die Hälfte aller neuen Publizistik-Studenten Deutsche, im Fach Psychologie kommen sogar drei Viertel der angehenden Akademiker aus dem Nachbarland.

"Kann man das dem österreichischen Steuerzahler zumuten?"

"Kann man dem österreichischen Steuerzahler zumuten, dass er universitäre Infrastruktur zur Verfügung stellt für weite Teile Mitteleuropas, die jetzt unser Land überfluten, weil wir gratis Studienplätze zur Verfügung stellen?", sagte der Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle dem ORF. An seiner Uni studierten momentan rund 3000 Deutsche, wegen der Verkürzung des Gymnasiums um ein Jahr im Nachbarland und den damit zusammenhängenden doppelten Abiturjahrgängen rechnet er mit noch steigendem Andrang.

Ohne Ausgleichszahlungen und Studiengebühren sei das für die Hochschulen nicht mehr zu bewältigen. Diese Meinung vertreten auch die Oppositionsparteien Grüne und Bündnis Zukunft Österreich.

Zulassungsbeschränkung statt Ausgleichszahlung

Bundeswissenschaftsminister Johannes Hahn von der konservativen ÖVP lehnt deutsches Geld für seine Hochschulen ab. Österreich habe eine ausgeglichene Bilanz, es würden auch viele heimische Studenten ins Ausland gehen, sagte er. Stattdessen solle das Problem durch die Einführung von Zulassungsbeschränkungen für Fächer behoben werden, für die in Deutschland ein Numerus clausus gelte. Zudem würde der Minister gerne wieder Studiengebühren erheben. Dies lehnen aber der sozialdemokratische Koalitionspartner SPÖ und dessen Bundeskanzler Werner Faymann ab.

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