Süddeutsche Zeitung

Ursprung der Ebola-Epidemie:Seuche aus dem hohlen Baum

Lesezeit: 1 min

Wo und wie begann der aktuelle Ebola-Ausbruch? Forscher haben das Schicksal des ersten Opfers verfolgt - und sind auf einen alten Baum als möglichen Ausgangspunkt der Epidemie gestoßen.

Von Berit Uhlmann

In Meliandou verläuft sich die Spur. In diesem Dorf im Südosten Guineas infizierte sich vor einem Jahr ein zweijähriger Junge mit dem Ebola-Virus. Erst drei Monate später wurde der Erreger identifiziert. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits Dutzende Menschen angesteckt, der schlimmste Ebola-Ausbruch der Geschichte hatte begonnen.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Tiere die Infektionsquelle sind, doch welche waren es? Auf der Suche nach Erklärungen durchstreifte ein Forscherteam unter Leitung des Robert Koch-Instituts vier Wochen lang die Gegend um das Dorf Meliandou. Die Wissenschaftler stießen auf eine landwirtschaftlich geprägte Region, in der größere Wildtiere so rar sind, dass sie von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden konnten. Gegen die größeren Säuger spricht auch, dass im weiteren Umkreis des Dorfes unter ihnen keinerlei Erkrankungen beobachtet wurden.

Zurück blieben die weiteren Verdächtigen: Flughunde und Fledermäuse, die die Bewohner häufig verzehrten. Doch diese Beobachtung warf die Frage auf, wieso unter all den Menschen mit Fledertieren auf dem Speiseplan nur ein einziges Kind erkrankte. Eine Übertragung durch das Essen erschien den Forschern so unwahrscheinlich, dass sie weitersuchten.

"Es regnete Fledermäuse"

Sie stießen schließlich auf einen Baum, der hohl, ausgebrannt und leblos nur 50 Meter vom Haus des ersten Patienten entfernt stand. Sie erfuhren, dass der Baum zu Beginn des Ausbruchs ein reges Leben beherbergt hatte. Kinder spielten in und um den Stamm - angezogen von einer Kolonie von Fledermäusen, die darin hauste. Es waren viele Tiere, erzählten die Dorfbewohner: Als der Baum im Frühjahr Opfer eines Brandes wurde, "regnete es Fledermäuse".

Die Beschreibungen der Dorfbewohner sowie DNA-Spuren in der Asche des Baumes deuten auf die Angola-Bulldoggfledermaus ( Mops condylurus) hin. Das wäre ein Treffer: Bei Vertretern dieser Spezies war bereits früher das Ebola-Virus nachgewiesen worden. Zweifelsfrei verifizieren lässt sich die Infektionsquelle jedoch nicht; bei dem Brand sind die Tiere geflohen oder umgekommen. Dennoch lautet das plausibelste Szenario der Forscher: Die aktuelle Epidemie mit mehr als 20 000 Erkrankten und fast 8000 Toten, geht auf ein Kind zurück, das arglos mit Fledermäusen spielte. ( EMBO, online).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2286662
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/beu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.