Süddeutsche Zeitung

Transplantationen:So viele Spenderorgane fehlen in Deutschland

In Deutschland werden weit weniger Nieren, Herzen und Lebern transplantiert als im Rest Europas. Die Organspende in Zahlen.

Von Christian Endt und Berit Uhlmann

Dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die umstrittene Widerspruchslösung bei der Organspende durchsetzen möchte, ist vor allem dem Mangel an Spenderorganen geschuldet. Derzeit stehen zwar die meisten Bundesbürger der Organspende prinzipiell positiv gegenüber, dennoch haben nach Angaben der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) nur etwa 35 Prozent einen Organspendeausweis.

In neun von zehn Fällen entscheiden die Angehörigen über eine Organspende, weil der Verstorbene seinen Wunsch nicht mitgeteilt oder dokumentiert hat. Nicht selten sind die Familienmitglieder dann überfordert. Bundesweit stehen mehr als 10 000 Patienten auf der Warteliste für eine Transplantation.

Die Organspendezahlen brachen schon 2010 ein; der Abwärtstrend setzte zwei Jahre vor dem Organspendeskandal ein. Inwieweit der darauf folgende Vertrauensverlust die Entwicklung verstärkt hat, ist nicht ganz klar. Als Gründe für die zögerliche Haltung vieler Kliniken galten auch mangelnde Anreize. Es war lange nicht sehr profitabel, Transplantationsbeauftragte freizustellen und Organe zu entnehmen. Im Februar hatte der Bundestag daher Verbesserungen für die Kliniken beschlossen.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland sehr weit hinten. In Spanien liegt die Rate der transplantierten Organe fast fünfmal höher als in Deutschland. Das Land hat ebenso wie Portugal und Belgien die Widerspruchslösung eingeführt. Diese von Spahn am Montag vorgestellte Variante sieht vor, dass jeder Mensch automatisch als Spender gilt, sofern er nicht widersprochen und seine Ablehnung in ein Register eingetragen hat.

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