Süddeutsche Zeitung

Masern:Impfung auch für Erwachsene

Die Masern breiten sich in den USA und Deutschland weiter aus. Die Entwicklungen zeigen, dass hohe Impfraten bei Schulanfängern allein nicht ausreichen, um die Bevölkerung vor den Infektionen zu schützen.

Von Kathrin Zinkant

Eigentlich sollte ein kurzer Blick auf die Tabellen der Weltgesundheitsorganisation genügen, um Deutschen und US-Amerikanern eine vorbildliche oder zumindest bedeutsame Impfbereitschaft zu bescheinigen - auch in Bezug auf die Masern. Immerhin verzeichnen diese Länder Impfquoten von 97 beziehungsweise 91 Prozent.

Tatsächlich aber beziehen sich diese Zahlen nur auf einen Bruchteil der Bevölkerung, nämlich auf Kleinkinder oder Schulanfänger. Und wie Forscher vom Massachusetts Institute of Technology nun am Beispiel Kalifornien zeigen, liegt die tatsächliche Quote der Immunisierungen in Regionen mit bedeutenden Masernausbrüchen viel niedriger, zum Teil lediglich um 50 Prozent ( Jama Pediatrics, online). Das geht aus einer Analyse der aktuellen Epidemie im Golden State hervor. Mittlerweile sind fast 150 Menschen in mehreren Bundesstaaten an den Masern erkrankt, die meisten sind 20 Jahre oder älter.

Die neuen Berechnungen belegen damit nicht nur die massiven Impflücken in hoch entwickelten Industriestaaten, sie unterstreichen abermals die Notwendigkeit der Masernimpfung für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen. In Deutschland ist in dieser Altersgruppe nur jeder zweite gegen Masern geimpft. Susanne Glasmacher vom Berliner Robert-Koch-Institut wird nicht müde zu betonen, das dies auch der Knackpunkt des derzeitigen Ausbruchs in Deutschland ist. Insgesamt haben sich bereits mehr als 1000 Menschen in der Bundesrepublik angesteckt, 800 davon allein in der Hauptstadt.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2015
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