Süddeutsche Zeitung

Impfgegner:Windpocken per Lolli

Es gibt eine Impfung gegen Windpocken. Doch manche Eltern machen ihren Nachwuchs lieber dem Originalvirus krank, anstatt die Kinder zu schützen. In den USA konnte man dazu sogar Lollis bestellen, die von kranken Kindern angeleckt wurden.

Christina Berndt

Mitunter werden in Deutschland Masernpartys gefeiert. Impfkritische Eltern bringen dort ihre Sprösslinge mit kranken Kindern zusammen. Ihre Hoffnung: Die eigenen, nicht geimpften Kinder mögen auch erkranken, damit sie die Masern nicht erst im Erwachsenenalter bekommen, wenn die Krankheit schwerer verläuft.

In den USA müssen sich die Impfgegner gar nicht mehr treffen. Dort werden Viren inzwischen per Post verschickt, berichtet der Sender KPHO. Eltern würden im Internet unter anderem Lollis bestellen, die Kinder mit Windpocken angeleckt haben, und sie ihren eigenen Sprösslingen zum Lutschen geben.

"Eine frische Ladung Pocken. Versand von Saugern, Spucke und Wattestäbchen. 50 Dollar", hieß es auf einer Facebookseite. Die Seite hatte rund 1000 Facebook-Freunde, bevor sie jetzt geschlossen wurde.

Abgesehen von der Frage, ob die Windpocken aus der Post überhaupt krank machen: "Man sendet auch andere Erreger mit", warnt der Präventivmediziner Bill Schaffner von der Vanderbilt University.

Bevor die Impfung gegen Windpocken im Jahr 2004 in Deutschland offiziell empfohlen wurde, erkrankten jährlich 750.000 Menschen daran. Zu den schweren Nebenwirkungen zählen Lungenentzündung, Bewegungsstörungen und Hirnhautentzündung.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2011
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