Süddeutsche Zeitung

Impf-Geberkonferenz:Lohnende Milliarden

7,5 Milliarden Dollar sollen heute in Berlin eingesammelt werden, um 300 Millionen Kinder impfen zu können. Dies ist Entwicklungshilfe im besten Sinn, bei der Deutschland nicht knausern sollte.

Von Michael Bauchmüller

Um die Welt zu verbessern, ist "Gavi" sicher eines der merkwürdigsten Konstrukte. Die Impfallianz mit Sitz in Genf sammelt Geld bei Staaten und Stiftungen, um damit weltweit Spritzen zu verabreichen. Fast 500 Millionen Kinder in Entwicklungsländern wurden so in den vergangenen 15 Jahren geimpft. Nach Berechnungen der Allianz rettete das sechs Millionen Kinderleben.

Diese Zahl ist atemberaubend. Sie ist atemberaubend auch deshalb, weil sie sich mit so vergleichsweise einfachen Mitteln erreichen ließ. Nur fehlte um die Jahrtausendwende vielerorts die Infrastruktur für die millionenfache Impfung, es fehlte medizinisches Personal und ganz oft auch Wissen. Impfstoffe waren teuer, weil das Oligopol der Pharmafirmen mühelos Preise durchsetzen konnte. Seither ist der Preis vieler Impfstoffe rapide gefallen - weil Gavi die Nachfrage bündeln kann. Neue Stoffe kamen auf den Markt.

An diesem Dienstag treffen sich die Geberstaaten und -stiftungen in Berlin, um abermals Geld einzusammeln. 7,5 Milliarden Dollar sollen am Ende zusammenkommen, um die nächsten Jahre zu finanzieren. Weitere 300 Millionen Kinder will Gavi impfen. Selten lässt sich Erfolg von Entwicklungshilfe so klar nachvollziehen wie hier. Deshalb sollte auch die Kanzlerin nicht knausern. Als Schirmherrin der Konferenz hat sie es in der Hand, den deutschen Beitrag noch einmal erheblich aufzustocken. Sie muss wissen: Es lohnt sich.

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Quelle:
SZ vom 27.01.2015
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