Süddeutsche Zeitung

Covid-19:Zahl der Coronavirus-Fälle in China steigt drastisch

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Geänderte Diagnosekriterien haben die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der zentralchinesischen Provinz Hubei drastisch ansteigen lassen. Innerhalb eines Tages sind 15 000 Fälle hinzugekommen; das ist ein Anstieg um etwa 45 Prozent. Der Anstieg ist der chinesischen Gesundheitsbehörde in Hubei zufolge darauf zurückzuführen, dass ab sofort auch Fälle in die Statistik aufgenommen werden, die lediglich anhand ihrer klinischen Symptome und Aufnahmen der Lunge diagnostiziert worden. Bisher wurden nur jene Patienten als bestätigte Fälle gezählt, deren Infektion mit einem Labortest nachgewiesen wurde.

Von den 14 840 neuen Fällen sind einem Statement der Behörde zufolge 13 332 auf die neue Falldefinition zurückzuführen. Von den 242 neuen Todesfällen wurden 135 Fälle anhand der neuen Kriterien erfasst. Unklar ist, wann die nun hinzugefügten Patienten erkrankten. Möglich ist, dass ihre Erkrankungen schon länger zurückliegen und sie nun nachträglich in die Statistik eingefügt wurden. Unabhängig davon vermuten Experten eine hohe Dunkelziffer.

Anzahl der Infektionen auf Kreuzfahrtschiff vor Japan steigt weiter

Weltweit sind außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr als 500 Infektionen bestätigt, am stärksten betroffen ist dabei das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das seit 5. Februar vor Japan unter Quarantäne steht. Weitere 44 Menschen an Bord seien positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Donnerstag mit.

Auf dem Kreuzfahrtschiff befinden sich noch immer mehr als 3500 Passagiere und Crewmitglieder. Seitdem das Schiff am 3. Februar im Hafen der südlich von Tokio gelegenen Stadt Yokohama ankam, wurden 713 Menschen getestet, 218 von ihnen positiv. "Die Quarantäne verhindert, dass das Virus an Land kommt", sagte der Stanforder Professor für Infektionskrankheiten, Stanley Deresinski, der Agentur Bloomberg. "Auf dem Schiff selbst funktioniert sie offensichtlich nicht."

Trotz der neuen Infektionen an Bord erlaubt Japan Personen über 80 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen die Quarantäne vorzeitig zu verlassen. Ursprünglich sollten alle Passagiere und Besatzungsmitglieder erst am 19. Februar von Bord gehen, berichtet der japanische Sender NHK.

Ein weiteres Kreuzfahrtschiff, die Westerdam, hat auf der Suche nach einem Hafen am Donnerstag vor der Küste Kambodschas Anker geworfen. Dort sollen die 2200 Passagiere und Besatzungsmitglieder auf das Coronavirus getestet werden, bevor sie an Land dürfen. Das Schiff war zuvor aus Angst vor dem Virus von Thailand, den Philippinen, Taiwan und Japan sowie dem US-Territorium Guam abgewiesen worden.

In Deutschland sind mittlerweile sechzehn Menschen mit dem Virus infiziert. Vierzehn Fälle stehen in Zusammenhang mit dem bayerischen Autozulieferer Webasto. Eine chinesische Mitarbeiterin hatte den Erreger bei einer Dienstreise eingeschleppt. Die beiden jüngsten Fälle in Bayern waren am Dienstagabend bekannt geworden.

Es handelt sich um einen 49-jährigen Webasto-Mitarbeiter und ein Familienmitglied eines anderen Mitarbeiters. Webasto öffnete nach zweiwöchiger Schließung am Mittwoch wieder seine Firmenzentrale. Zudem war das Virus bei zwei Passagieren eines Rückholfluges der Bundeswehr von Wuhan nach Frankfurt am Main festgestellt worden.

Auch in San Diego in den USA wurde ein zweiter Fall bestätigt, beide Patienten waren mit Rückholflügen aus Wuhan in Kalifornien angekommen und befanden sich auf einer Basis der US-Marineinfanterie in Quarantäne. Damit erhöhte sich die Zahl der Infizierten in den USA auf insgesamt 14.

In Vietnam wurde eine Siedlung in der Nähe von Hanoi wegen mehrerer Infektionsfälle abgeriegelt. Das berichtete die vietnamesische Zeitung VN Express auf ihrer Internetseite und berief sich auf einen ranghohen Funktionär der Provinz Vinh Phuc. Es gehe um die Gemeinde Son Loi mit etwa 10 000 Einwohnern. Vietnam hat bislang 16 Infektionen bestätigt. Ein großer Anteil dieser Fälle ist in Son Loi aufgetreten.

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