Süddeutsche Zeitung

Umfrage zu Gewalt:An jeder vierten Schule werden Lehrer tätlich angegriffen

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Bildung klappt nur, wenn an Schulen respektvoll miteinander umgegangen wird. Dass dem offensichtlich vielerorts nicht so ist, zeigt eine aktuelle Umfrage unter Schulleitern zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte, die der Verband Bildung und Erziehung in Auftrag gegeben hat.

Demnach wurden in den vergangenen fünf Jahren an fast der Hälfte der Schulen Lehrkräfte beleidigt oder beschimpft, an jeder fünften Schule mussten sie sich mit Cybermobbing auseinandersetzen und an 26 Prozent der Schulen wurden Lehrer tätlich angegriffen. Seit einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 2016 haben sich diese Werte damit kaum verändert, was den VBE-Vorsitzenden Udo Beckmann enttäuscht.

"Die uns vorliegenden Fakten beweisen erneut, dass die Kultusministerien mit ihrer Einschätzung, dass 'Gewalt gegen Lehrkräfte' lediglich Einzelfälle sind, schlicht falsch liegen", sagte Beckmann. Daher verlangt der VBE, dass öffentliche Statistiken zur Gewalt gegen Lehrkräfte geführt werden. Als der Verband im vergangenen September bei den Kultusministerien diesbezüglich angefragt hatte, bekam man laut Beckmann nur zur Antwort: "Obwohl wir keine Zahlen erheben, können wir versichern, dass es nur Einzelfälle gibt." Da müsse man sich schon fragen, woher diese Gewissheit genommen würde, sagte Beckmann.

Immerhin erklärten in der aktuellen Befragung 87 Prozent der Schulleiter, dass sie von Bedrohungen oder Gewalt betroffenen Lehrkräften helfen konnten. Auch wurde gefragt, welche Hindernisse die Unterstützung betroffener Lehrkräfte erschwert hätten. Die wesentlichen Probleme waren den Schulleitern zufolge:

  • Betroffene Schüler/-innen zeigen sich oft uneinsichtig.
  • Eltern sind nicht kooperationswillig.
  • Das Schulministerium hat sich des Themas nicht ausreichend angenommen.

Insbesondere von der Politik erwartet der Lehrerverband daher künftig mehr Unterstützung, wenn es zu Gewaltproblemen an Schulen kommt. Es brauche "endlich Lösungen statt Relativierungen, Handeln statt Abwarten", so VBE-Vorsitzender Udo Beckmann.

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