Süddeutsche Zeitung

Wahl:Doppelspitze für die AfD

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Neue Vorsitzende sollen beide Lager repräsentieren

Von Johann Osel, München

Die AfD im Landtag wird von einer Doppelspitze geführt: Katrin Ebner-Steiner (Niederbayern) und Markus Plenk (Oberbayern) sollen ein gleichberechtigtes Duo sein. Das haben die 22 Abgeordneten am Freitagnachmittag beschlossen. Zuvor hatte sich bereits in Teilnehmerkreisen abgezeichnet, dass eine Mehrheit zwei Chefs haben will. Als gesetzt für diese Doppelspitze galt die Vize-Landesvorsitzende Ebner-Steiner, die vierfache Mutter war eines der medialen Aushängeschilder im Wahlkampf; in ihre "AfD-Hochburg" Deggendorf kam Besuch von Reportern aus halb Europa. Die 40-Jährige tendiert zum rechtsnationalen "Flügel" um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Allerdings wirkt ihre mitunter radikale Wortwahl bei Reden teils aufgesetzt, gerade im Vergleich zu Interviews, wo sie durchaus versöhnlich und liberaler formuliert. Als sicher galt, dass das Pendant zu ihr mit dem "Flügel" nichts zu tun haben soll. Vom Bio-Bauern Markus Plenk, 49, aus Ruhpolding waren bisher keine allzu giftigen Töne zu hören.

Überregional ist er kaum bekannt. Das Spitzen-Duo ist auch als Signal der Geschlossenheit in der teils zerstrittenen Partei zu sehen. Im ersten Wahlgang setzte sich Ebner-Steiner gegen vier Mitbewerber durch, mit 16 von 22 Stimmen. Danach hatte Plenk einen Konkurrenten; für ihn votierte dieselbe Zahl an Abgeordneten. Die erste Sitzung der Rechtspopulisten hatte am Donnerstag begonnen und sich hingezogen. Das war dem "Kennenlernen und Abtasten" geschuldet, hieß es aus der Sitzung - sowie der Arbeit an der Satzung und offenbar begleitenden Machtspielen.

Die Moderation oblag dem AfD-Mann Christoph Basedow aus Mecklenburg-Vorpommern. Er ist in der Partei als kühler Kopf bekannt, da er mehrmals Tagungsleiter von Bundesparteitagen war, wo Lagerkämpfe oft ausarten und wo Horden an Paragrafenreitern den reibungsfreien Ablauf gefährden. Die neutrale Leitung war jetzt womöglich maßgeblich für eine Einigung: Auch im Freistaat gibt es Konflikte zwischen "Flügel" und einem für AfD-Maßstäbe gemäßigten Lager. Beim Blick in den Sitzungssaal im Landtag war erkennbar, dass sich die Lager quasi gegenüber platzierten. In der "Flügel"-Reihe saßen neben Ebner-Steiner etwa der Unterfranke Christian Klingen und Ralf Stadler aus Passau; auf der Gegenseite nahm unter anderem Markus Plenk Platz. Und Franz Bergmüller. Der als Anti-Rauchverbot-Aktivist bekannte Wirt war einst in der CSU, danach bei den Freien Wähler. Ob seine AfD-Mitgliedschaft wegen mutmaßlich anfänglicher Überschneidung überhaupt gültig ist, bleibt weiter Gegenstand internen Streits. Solange es "keine Signale" aus dem Bundesvorstand gebe, die "skurrile" Causa endlich beizulegen, wollte er nicht den Vorsitz der Fraktion anstreben. Plenk machte mit Bergmüller gemeinsam Wahlkampf.

Der Bauer ist auch Betriebswirt und war als Unternehmensberater tätig. Wichtiges Thema seines Wahlkampfs war - neben Asylpolitik - die Stärkung von Mittelstand und bäuerlichen Familienbetrieben sowie der Kampf gegen die EU- Bürokratie. Die "Altparteien", sagte er, hätten aber "in praktisch allen Politikfeldern in den letzten zwölf Jahren versagt".

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SZ vom 20.10.2018
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