Süddeutsche Zeitung

Verkehr in Bayern:Das Sams ist zu gefährlich für den Straßenverkehr

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Das Sams bekommt in Bamberg vorerst keine eigene Ampel. Im Innenministerium fürchtet man, die Kinderbuchfigur von Paul Maar würde nicht ernst genommen.

Von Claudia Henzler, Bamberg

In Mainz mahnt das Chefmainzelmännchen Det rot zum Stehenbleiben oder eilt grün voran, in Augsburg gibt seit Juli der Puppenkisten-Kasperl das Signal zum Überqueren der Straße. In Bamberg aber wird es keine Fußgängerampel mit Sondermotiv geben. Die Stadt wollte den Schriftsteller Paul Maar mit einem Lichtsignal ehren, auf dem seine Kinderbuchfigur Sams zu sehen ist. Nach abschlägigen Stellungnahmen der Regierung von Oberfranken und des bayerischen Innenministeriums hat man sich im Rathaus von diesen Plänen verabschiedet - vorerst zumindest.

Vereinfacht gesagt befürchtet das Innenministerium, auf das sich die Regierung von Oberfranken beruft, dass eine Ampel mit Spaßmotiven nicht ernst genommen werden könnte: "Der verbindliche Rechtscharakter der verkehrsrechtlichen Anordnung" werde in Frage gestellt, wenn das Lichtsignal nicht nach den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung gestaltet ist, also etwas anderes als das offizielle Sinnbild "Fußgänger" zeigt.

Die Regierung von Schwaben hatte den Augsburgern trotz dieser Einschätzung eine Sonder-Ampel erlaubt - wenn auch mit dem Hinweis, dass die Stadt das Risiko trage. Aus diesen Haftungsgründen hat sich Augsburg entschieden, nur das grüne Motiv auszutauschen.

Die Stadt Mainz hat solche Bedenken nicht nur überwunden, sie lässt immer mehr Ampeln mit den knubbeligen ZDF-Maskottchen ausrüsten und weist auf ihrer Internetseite unter "Sehenswertes" auf die Lichtzeichen hin. Das erste Mainzelmännchen-Motiv wurde im November 2016 werbewirksam an der zentralen Ampel zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt eingesetzt. Es zeigte sich, dass die Passanten tatsächlich verstanden, dass die Ampel nicht nur für Fantasiewesen, sondern auch für Menschen gilt.

Rückendeckung bekamen die Mainzer dabei von ihrer Landesregierung. Die hatte zwar klar gemacht, dass die Kommune letztlich die Verantwortung trägt, änderte aber im Dezember 2016 die "Richtlinien für Lichtsignalanlagen", um Haftungsrisiken zu minimieren. Seitdem können rheinland-pfälzische Kommunen "im Einzelfall ein dem Fußgänger vergleichbares Sinnbild zu verwenden, sofern dieses in seiner Aussage dem in der Bundesrichtlinie enthaltenden Sinnbild des Fußgängers voll entspricht".

In Erfurt haben städtische Mitarbeiter in den Achtzigern einfach angefangen, Varianten des Ost-Ampelmännchens zu installieren - das dort auch eine Frau sein kann. Es trägt mal Regenschirm, mal Schultüte oder Handtasche. Bei der Tourist-Information kann man eine Stadtführung durch Deutschlands kreativste Ampelstadt buchen. Während aber das Mainzelmännchen in rot und grün leuchtet, beschränkt sich auch Erfurt auf grüne Extravaganzen. Ein Kompromiss, der in Bamberg übrigens noch gar nicht diskutiert wurde. Es könnte also sein, dass das letzte Wort zur Sams-Ampel nicht gesprochen ist.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2017
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