Süddeutsche Zeitung

Unfall bei Großkarolinenfeld:Mann fällt von Güterzug und stirbt

Lesezeit: 1 min

Von Matthias Köpf

In der Nähe von Großkarolinenfeld im Landkreis Rosenheim ist ein junger Mann vermutlich bei der Einreise mit einem Güterzug ums Leben gekommen. Die Leiche des auf 18 bis 22 Jahre geschätzten Mannes wurde am Mittwochvormittag auf den Gleisen der Bahnstrecke Rosenheim-München gefunden. Dies teilte die Rosenheimer Polizei am Donnerstag mit. Nach Angaben des Bundespolizeipräsidiums in München ist der Mann das erste Todesopfer dieser Einreisemethode in Deutschland.

Laut Polizei war der Mann wohl als blinder Passagier in einem Güterzug von Italien nach Deutschland unterwegs. Auf Höhe des Ortes Tattenhausen fiel er vermutlich vom Zug hinunter ins Gleisbett und wurde von den folgenden Waggons erfasst. In dem Zug fand die Polizei einen herrenlosen Koffer, aber keine Papiere, die auf die Herkunft des Mannes schließen ließen.

Seit die Bundespolizei im Oktober vergangenen Jahres die ersten Flüchtlinge in und an Güterzügen gefunden hat, hat sie immer wieder auf die Gefährlichkeit dieses Reisewegs hingewiesen. Sie hat in der Zeit bei einigen Schwerpunkt-Kontrollen und bei wiederholten Stichproben nach eigenen Angaben insgesamt rund 400 Flüchtlinge in Güterzügen aufgegriffen, davon die meisten auf Rangierbahnhöfen in München.

Am Münchner Ostbahnhof kam es deswegen immer wieder zu Streckensperrungen. Verstärkt kontrolliert wurde und wird auch an der Bahnstrecke durch das Inntal und im Raum Rosenheim, aber auch weiter nördlich etwa in Nürnberg und Würzburg.

Auf diese Weise und durch Absprachen mit den italienischen und österreichischen Behörden sei es gelungen, die Fallzahlen von etwa 270 im letzten Quartal 2016 auf rund 80 im ersten Viertel dieses Jahres zu senken. Im Mai wurden laut Bundepolizeipräsidium 14 Migranten auf Güterzügen angetroffen.

Auch die Eisenbahn-Unternehmen drängen auf entsprechende Kontrollen schon vor der Abfahrt in Italien und Österreich, weil Streckensperrungen, wie sie oft mit Kontrollaktionen und zufälligen Aufgriffen in Deutschland eingehergehen, meist größere Störungen im Bahnbetrieb zur Folge haben.

Die meisten Flüchtlinge verstecken sich laut Bundepolizei nicht in geschlossen Waggons oder verladenen LKW-Auflegern, sondern schlüpfen in Lücken und Mulden an den Fahrgestellen der Waggons. Die meisten blinden Passagiere in den Güterzügen stammen demnach aus Afrika, vor allem aus Eritrea, Guinea und Nigeria.

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