Süddeutsche Zeitung

Millionendefizit:BR will trotz Sparpolitik nicht an Orchestern rütteln

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Von Christian Krügel und Egbert Tholl

Es kommt auch nicht alle Tage vor, dass eine Ausschusssitzung des Landtags Stirnrunzeln in New York auslöst. An diesem Dienstagabend schafften es aber die Abgeordneten und Albrecht Frenzel, Verwaltungsdirektor des Bayerischen Rundfunks, die Stimmung im schönsten Saal von New York zu verdüstern. In der Carnegie Hall gastierten die BR-Symphoniker (BRSO), und die beschlich plötzlich die Angst, doch Opfer der hauseigenen Sparpolitik zu werden.

Im Haushaltsausschuss war es um die Finanzsituation des BR gegangen. Die ist so angespannt, dass Grünen-Abgeordnete Claudia Stamm nach Einsparungen bei den Orchestern fragte. Frenzel verwies auf die kulturellen Leistungen von Programmen wie Bayern 2 und BR-Klassik und auf die Klangkörper. Dieses "Gesamtpaket" müsse überprüft werden. Zitat Frenzel: "Wir müssen uns überlegen, ob wir uns das alles noch leisten können."

Die SZ zitierte das, schloss daraus, dass offenbar auch eine Reduzierung der Klangkörper nicht ausgeschlossen werde - und prompt erfasste die Musiker in New York kurz Panik. Dort weilt derzeit auch BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner. Der versuchte, die Wogen zu glätten: "Wir wären ja mit dem Klammerbeutel gepudert, würden wie die Klangkörper infrage stellen." Der BR legte am Mittwoch offiziell nach.

Frenzel sei falsch interpretiert worden. Es gehe um Einsparungen auch bei den Orchestern, nicht eines ganzen Klangkörpers. Die Angst der Musiker bleibt gleichwohl, und die resultiert aus einer Spardebatte zu Zeiten von BR-Intendant Thomas Gruber. Damals wurde über ein Ende des Rundfunkorchesters, das Bruder-Ensemble der Symphoniker, nachgedacht.

Seitdem sind die Manager der Klangkörper gut beraten, ihre Wirtschaftsdaten präsent zu haben. So auch BRSO-Manager Nikolaus Pont, der in New York sofort auf die 25 Prozent finanzielle Eigendeckung des Ensembles verweisen konnte, ein hoher Wert für ein Rundfunkorchester. Die Unsicherheit wird aber bleiben. Gewissheit gibt es dagegen in der BR-Fernsehproduktion. 450 Stellen werden bis 2025 abgebaut, davon 150 über Vorruhestandsregelungen.

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Quelle:
SZ vom 21.04.2016
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