Süddeutsche Zeitung

Markus Söder:Wie war noch gleich der Name?

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Bayerns Ministerpräsident fällt neuerdings mit Erinnerungslücken auf, wenn es um Kollegen aus der Opposition geht. Ist es Absicht, wenn er den SPD-Chef "Florian von Dings" nennt? Ach was, dafür ist Markus Thomas Theodor Söder doch viel zu höflich. Oder?

Glosse von Andreas Glas

Namenswitze gehen gar nicht, no games with names, daran hält sich ein höflicher Mensch wie Markus Thomas Theodor Söder natürlich. Ja, der CSU-Chef heißt echt so, drei Vornamen. Der bayerische SPD-Chef hat derweil nur zwei Vornamen: Florian Bolko von Brunn. Wäre Söder unhöflich, hätte er längst gewitzelt, dass ausgerechnet Brunn, dem ein Wadlbeißer-Ruf anhängt, einen Zweitnamen trägt, der etwas nach Dobermann klingt. Stattdessen wollte der CSU-Chef sicher etwas Nettes über den SPD-Chef sagen, als er neulich eine Rede bei der Münchner CSU hielt. Aber dann ist ihm, saublöd, dessen Name entfallen. "Florian von Dings", sagte Söder.

Wieder fällt der Ministerpräsident mit Erinnerungslücken auf. Erst vor zwei Wochen, beim Besuch der CSU-Parteijugend, war ihm der Name Thomas von Sarnowski entfallen, nicht mal für ein "von Dings" hatte es gereicht. Sarnowski ist übrigens auch Parteichef, Landesvorsitzender der Grünen. So ein Zufall. Wäre Söder kein so höflicher Mensch, man könnte fast meinen, er mache das mit Absicht.

Hier Söder, den alle kennen, dort die Brunns, Sarnowskis, Hartmanns und Hagens, deren größter Wettbewerbsnachteil ist, dass ihre Namen vergleichsweise unbekannt sind. Natürlich würde Söder niemals mutwillig mithelfen, dass das so bleibt, etwa durch gespielte Erinnerungslücken, das wäre ja gemein, erst recht im Wahlkampf. Dass das nicht seinem Stil entspräche, zeigt auch sein Umgang mit Hubert Aiwanger. Der Freie-Wähler-Chef ist praktisch der einzige, der in Bekanntheitsranglisten mit Söder mithalten kann. Ein ernstzunehmender Konkurrent also, trotzdem kuschelt der Ministerpräsident seinen Vize gerade auffällig her. Nicht zuletzt durch sein Bekenntnis, die Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen zu wollen.

Würde man die abwegige These aufstellen, dass Söder seinen Rivalen Aiwanger nur einwickeln will, man fände Indizien, dass die Kuschelstrategie aufgeht. Aiwanger jedenfalls kuschelt zurück. Auch er will "Partner der CSU bleiben" und wer seinem Anti-Ampel-Bashing zuhört, hat den Eindruck, dass er am liebsten mit Söder verschmelzen möchte. Eigene Konturen, wie über weite Strecken der Pandemie? Nur noch dezent zu erkennen. Geht das so weiter, sind bald alle Konkurrenten unsichtbar - und der höfliche Herr Söder spaziert konkurrenzlos durch den Wahlkampf. Ganz ohne hinterlistiges Zutun.

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