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"Sehr willkommen":Forscher Abflug

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Brexit vertreibt erfahrene Wissenschaftler nach Bayern

"Wir profitieren aktuell vom Brexit - Akademiker kommen zurück nach Deutschland und vor allem gerne in den Freistaat Bayern", hatte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) schon im September erklärt. Daniel Köhn, zuletzt Professor für Geologie in Glasgow, ist ein Beispiel. So schön Schottland ist, Köhn ergriff mit seiner Familie die Flucht und lehrt fortan in Erlangen an der Friedrich-Alexander-Universität. "Wir waren geschockt", sagt der Neu-Erlanger Köhn über die Zeit, als das Brexit-Referendum Großbritannien veränderte.

Eine spürbare Steigerung beim Zuzug aus dem Vereinigten Königreich verzeichnet auch die Technische Universität München (TUM). Allein 2019 seien vier neue Professoren berufen worden, die bisher in Großbritannien tätig gewesen sein. Drei weitere Rufe seien schon ausgesprochen, sagt Universitäts-Sprecher Ulrich Marsch. "Für unser System ist das hervorragend", sagt Marsch. Vor allem in der IT und beim Thema Künstliche Intelligenz sei der Arbeitsmarkt für Professoren leergefegt. Mit Professor Daniel Rückert, bisher beim Londoner Imperial College unter Vertrag, sei ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet von Künstlicher Intelligenz an der Schnittstelle zu Medizintechnik und Gesundheitswissenschaften zurück aus Großbritannien und nach München gekommen.

"Ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind bei uns hier in Bayern sehr willkommen. Wenn sie Großbritannien verlassen wollen, freuen wir uns über ihr Interesse an Bayern", sagt Minister Sibler. Mit der Innovationsoffensive Hightech Agenda Bayern werde der Freistaat in den kommenden Jahren 1000 Professuren schaffen. "Dafür brauchen wir die besten Köpfe aus dem In- und Ausland." Ein Ziel sei es, die hiesigen Hochschulen internationaler zu machen.

Für die Wissenschaft auf der Insel könnte sich der Brexit noch als nachhaltiges Problem erweisen. Daniel Köhn, der seit 2011 dort forschte, sieht jedenfalls schwarz: Ohne EU-Gelder werde die Forschung massiv leiden, und in welchem Maße britische Forscher an EU-geförderten Projekten weiter mitmachen könnten, sei derzeit noch nicht gesichert.

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SZ vom 28.01.2020 / dpa
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