Süddeutsche Zeitung

Schwuler SPD-Landrat:Adam und die Adoption

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SPD-Landrat Michael Adam denkt laut über die Adoption eines Kindes nach. In seiner Heimat Niederbayern gefällt das nicht jedem: In dem Online-Forum einer Lokalzeitung wird heftig gegen ihn polemisiert.

Von Frank Müller

Auch eine Mehrheit der CSU-Anhänger ist laut ARD-Umfrage für eine völlige Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der traditionellen Ehe - doch in seiner Heimat Niederbayern muss sich Bayerns bekanntester schwuler Politiker, der Regener SPD-Landrat Michael Adam, noch massiv mit gegenteiligen Auffassungen herumschlagen. "Wir denken auch mal über ein Kind nach", hatte Adam nach dem jüngsten Karlsruher Urteil zur Homo-Ehe dem BR gesagt. Er und sein eingetragener Partner, der auch Adams Namen angenommen hat, hätten sich "grundsätzlich mit der Frage Adoption immer schon beschäftigt."

Dass Adams Bekenntnis manchem auch missfällt, macht etwa ein Blick ins Onlineforum der örtlichen Passauer Neuen Presse deutlich: "Kinder haben in diesen Personenkreisen nichts zu suchen", wird dort polemisiert, "dann haben wir in ein paar Jahren Sodom & Gomorrha pur", schreibt jemand anderes. Und dann gibt es noch den Vorwurf, es zeige sich "mal wieder, dass Adam nichts auslässt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten". Dies habe womöglich mit seiner "dürftigen Leistungsbilanz" als Landrat zu tun.

Dabei hatte Adam selbst klargestellt, dass er sich außer seinen wenigen Sätzen im Radio nicht weiter zu der Frage äußern will. Auch auf Anfrage der SZ wollte er sie nicht weiter kommentieren. Schon während seiner ganzen raschen Politikkarriere hatte Adam sich offen zu seiner Homosexualität bekannt. Seinen Aufstieg in der Landes-SPD bremste er allerdings kürzlich spektakulär selbst, als er mit Attacken auf SPD-Landeschef Florian Pronold Schlagzeilen machte.

Für seine Wünsche nach einer Adoption erfährt der 28-jährige SPD-Politiker auch einige Unterstützung in dem Onlineforum und auch auf seiner Facebook-Seite. "Ich glaube, das Kind hätte es mal sehr gut bei den beiden", heißt es. Und an die Adresse von Adams Kritikern: "Ihr könnt Euch doch ins Mittelalter zurückbeamen lassen und der Inquisition helfen, die Feuer neu zu entfachen."

Adam sprach sich auch dafür aus, nicht starr am herkömmlichen Familienbegriff festzuhalten. Es gebe verschiedene Formen, wie Partner mit Kindern füreinander Verantwortung übernähmen. Im Gegensatz zu der SPD-Linie hatte CSU-Chef Horst Seehofer in den vergangenen Tagen wiederholt klargemacht, dass er ein vollständiges Adoptionsrecht für Schwule und Lesben nicht mittragen will. Er finde es zwar positiv, wie homosexuelle Lebenspartnerschaften füreinander einstehen, sagte Seehofer. Ehe und Familie müssten aber "als Keimzelle der Gesellschaft privilegiert behandelt werden", beschloss das CSU-Präsidium.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2013
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