Süddeutsche Zeitung

Sammelaktion:Mit dadaistischen Plakaten für Max Morlock

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Die Bank, die das alles eingefädelt hat, sieht sich längst allerlei Verdächtigungen ausgesetzt. Weil das ja klar ist: Wenn ein Vertreter des Finanzkapitals Fußballfans dazu aufruft, gemeinsam Geld für die Umbenennung eines Stadions in "Max-Morlock-Stadion" einzusammeln, dann müssen da im Geheimen ziemlich perfide Eigeninteressen dahinterstecken. Das große Einsammeln geht in wenigen Tagen los. Sollten am Ende 800 000 Euro zusammenkommen, dann kickt der 1. FC Nürnberg künftig tatsächlich in einer Arena, die nach dem örtlichen Helden von 1954 benannt ist - ein lang gehegter fränkischer Traum.

Wäre da nicht das einsammelnde Großkapital. Dieses will, so einer der Vorwürfe, selbstredend nur den eigenen Firmennamen in der Zeitung, respektive auf den Werbeplakaten lesen, um sich in der legendären PR-Sonne des Club sonnen zu dürfen, der bekanntlich noch fast jedes Jahr deutscher Fußball-Meister geworden ist.

Zumindest was die Werbung betrifft, sind die unterstellten Absichten bislang allerdings noch nicht so ganz erkennbar. In einer ersten Marge klebte das Unternehmen dadaistisch anmutende Gaga-Plakate, die so kryptisch waren, dass sie ebenso für subversives Winternacktbaden in der Söder-Bucht des Wöhrder Sees hätten werben können. Der Firmenname war darauf ebenso wenig zu erkennen wie das geheime kapitalistische Motiv. Und neuerdings legen die Morlock-Aktivisten von der Bank noch mit weiteren Bannern nach. Erster Spruch: "Ein Nürnberger schmarrt nicht lang rum, wenn es ums Stadion geht. Er fundet Crowd." Zweiter Spruch: "Warum das Stadion Max-Morlock-Stadion heißen sollte? - Damit es nicht ,Irchend so a Grumbumbl Sponsor Stadion' heißt". Das sind doch eigentlich, könnte man meinen, schlagende Argumente.

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Quelle:
SZ vom 29.03.2017
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