Süddeutsche Zeitung

Regensburg:Korruptionsaffäre in Regensburg: Hinweise auf frühe Absprache

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Von Andreas Glas, Regensburg

In der Regensburger Korruptionsaffäre mehren sich Hinweise, dass Joachim Wolbergs (SPD) bereits vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister Absprachen mit Bauunternehmer Volker Tretzel getroffen hat. Die Mittelbayerische Zeitung berichtet über ein Treffen, das im Dezember 2013 zwischen Wolbergs und Tretzel-Mitarbeitern stattgefunden haben soll - und damit drei Monate vor der OB-Wahl, als der Rathauschef noch Hans Schaidinger (CSU) hieß.

Bei dem Treffen sollen die Ausschreibungskriterien für das damals noch städtische Bauareal auf der früheren Nibelungenkaserne abgestimmt worden sein. Das Nibelungenareal steht im Zentrum der Korruptionsaffäre, im Herbst 2014 bekam Tretzel den Zuschlag für den Baugrund. Bei dem Treffen im Dezember 2013 soll außerdem bereits über eine gewinnsteigernde Nachverdichtung gesprochen worden sein. An dem Gespräch nahm offenbar auch Norbert Hartl teil, der damals noch Fraktionschef der Rathaus-SPD war.

Darüber hinaus soll Tretzel bereits im Jahr 2011 knapp 60 000 Euro auf das Konto des SPD-Ortsvereins Stadtsüden überwiesen haben, dessen Vorsitzender OB Wolbergs ist. Damals war Wolbergs noch Dritter Bürgermeister in Regensburg. Die Einzelspenden sollen - wie in den Jahren danach - so gestückelt worden sein, dass sie jeweils unter 10 000 Euro lagen und deswegen nicht veröffentlicht werden mussten.

Im Zusammenhang mit der Vergabe des Nibelungenareals ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Bestechung gegen Tretzel und wegen Bestechlichkeit gegen den inzwischen vom Oberbürgermeisteramt suspendierten Wolbergs. In der Affäre gibt es mindestens fünf weitere Beschuldigte, darunter Alt-OB Schaidinger.

Nachdem er Ende Februar nach sechs Wochen aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, war Wolbergs in der vergangenen Woche wieder öffentlich aufgetreten. Bei einer Versammlung der Regensburger Landkreis-SPD hatte der 46-Jährige gegenüber Parteifreunden einmal mehr seine Unschuld beteuert. Am 27. März will sich Wolbergs erneut erklären. Dann bei der Vorstandssitzung des SPD-Unterbezirks, dessen Vorsitzender er ist.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2017
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