Süddeutsche Zeitung

Mitten in Raubling:Das Jahr der vier Brücken

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Schon seit langer Zeit will die Autobahngesellschaft eine Überführung über die A 93 abreißen und neu bauen. Jetzt muss aber erst einmal die nagelneue Behelfsbrücke wieder weg.

Glosse von Matthias Köpf, Raubling

Die Brücke muss weg, so viel ist jetzt jedenfalls klar. Wobei die ziemlich marode Überführung der Staatsstraße 2363 über die A 93 mit ihrem blätternden blauen Geländer, die seit den späten Fünfzigerjahren die beiden oberbayerischen Gemeinden Raubling und Brannenburg verbindet, schon noch eine Weile stehen bleiben darf. Weg muss stattdessen die frischgraue Stahlgitterkonstruktion direkt daneben, die sich zwar auch schon bald seit einem Jahr über die Autobahn spannt, aber immer noch niet- und nagelneu ausschaut. Kein Wunder, es ist ja auch noch nie ein Auto drüber gefahren. Obwohl ein einziges Auto wohl nicht geschadet hätte.

Sogar ein Panzer hätte parken können auf der Brücke, wie ein Sprecher der zuständigen Autobahngesellschaft des Bundes gern versichert. Auf Dauer aber, so hatte es der Prüfstatiker der Autobahner nachgerechnet, könnten ihr die ständigen Schwingungen durchs Drüberfahren zu viel werden. Also muss die Behelfsbrücke weg, um einer neuen Behelfsbrücke Platz zu machen.

Das Gute an der Sache ist, dass es wenigstens keine Behelfsbrücke für den Abriss der Behelfsbrücke braucht. Denn das kann ja die alte Brücke übernehmen, jene aus den Fünfzigerjahren. Die steht schließlich noch, die Autos fahren drüber wie eh und je. Und selbst wenn sie in der amtlichen Datenbank der Verkehrsbauwerke längst mit einem alarmierend orangefarbenen Punkt markiert ist: Ohne zugelassene Behelfsbrücke kann sie nicht abgerissen werden, denn Raubling und Brannenburg müssen ja in Verbindung bleiben. Ein Zug fährt da höchstens zweimal die Stunde, über die Autobahn geht es nicht, weil man von Raubling aus zur Auffahrt Richtung Süden ja schon über die Brücke muss, und über die andere Brücke bei Aich wäre es gut zwei Kilometer weiter.

Jetzt aber hat der österreichische Baukonzern, dessen Problem das Ganze ist, weil die Autobahngesellschaft bei ihm eine Komplettlösung zum Fixpreis bestellt hat, den Behelfsbrückenlieferanten gewechselt. Bald soll das Interimsbauwerk ausgetauscht werden, danach wird die alte Brücke abgerissen, bis Ende 2023 soll die neue fertig sein. Danach hätte man an ein und derselben Stelle binnen eines Jahres auf immerhin vier verschiedenen Brücken die A 93 überqueren können - wenn denn die derzeitige Behelfsbrücke je befahrbar gewesen wäre.

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