Süddeutsche Zeitung

Pronold-Nachfolge:Bayern SPD: Natascha Kohnen bekommt Konkurrenz

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Bislang ist die Generalsekretärin die einzige Kandidatin für den Landesvorsitz der bayerischen SPD - der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn könnte das nun ändern.

Von Lisa Schnell

Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn überlegt sich ernsthaft, gegen Generalsekretärin Natascha Kohnen für den Landesvorsitz der SPD zu kandidieren. Am Mittwoch informierte er die Partei über seine Überlegungen. Eine Befragung der Basis über den Posten des Landesvorsitzes, wie es der SPD-Vorstand vergangenes Wochenende beschlossen hat, sei nur sinnvoll, wenn es auch mehrere Kandidaten gebe, sagte von Brunn der Süddeutschen Zeitung. Ein fairer und offener Wettbewerb um die besten Konzepte könne der Bayern-SPD nur nutzen.

"Wir können nicht darauf hoffen, nur vom Schulz-Effekt getragen zu werden", sagte von Brunn. Es brauche vielmehr eine "inhaltliche Debatte um Wirtschaft-, Sozialpolitik und Gerechtigkeit". Auch die Basis müsse mit ihren Vorschlägen und ihrer Kritik mehr einbezogen werden. "Die Bayern-SPD kann gegen die CSU nur bestehen, wenn sie ein klares bayerisches Profil hat", sagte von Brunn. Dazu müsse der bayerische Landesverband in der Bundes-SPD eigenständiger auftreten. Er spricht sich außerdem dafür aus, den Landesvorstand in Bayern möglichst breit aufzustellen - mit vielen Frauen, Migranten und Mitgliedern aus allen Regionen Bayerns.

In Kohnen sieht von Brunn eine "respektable Kandidatin", zu der er ein gutes Verhältnis habe. Kandidiert von Brunn, würden zwei Oberbayern gegeneinander antreten. Von Brunn plädiert für einen fairen und solidarischen Wettbewerb, in dem man sich nicht gegenseitig angehe, sondern sachlich die Unterschiede herausstelle.

In der Partei wird eine Gegenkandidatur weitgehend begrüßt. Seit dem Beschluss, die Basis zu befragen, sei ein weiterer Bewerber um den Landesvorsitz "kein Königsmörder mehr", heißt es. Von einem Wettbewerb versprechen sich viele eine Mobilisierung der Basis und Aufbruchstimmung.

Von Brunn sei im Gegensatz zu Kohnen, die seit acht Jahren Generalsekretärin ist, ein "wirklicher Neuanfang", sagt ein SPD-Mann. Während Kohnens Politikstil darin bestehe, sich nicht festzulegen, könne von Brunn klare Kante geben. Er habe das richtige Format, sagen die einen. Andere meinen, er weise nicht die nötige Breite an Themen auf. Gegen Kohnen werde wohl kaum ein Kandidat eine Chance haben.

Von Brunn fiel im Landtag vor allem als Verbraucher- und Umweltschützer durch sein Engagement um den Bayern-Ei-Skandal oder das Riedberger Horn auf. Er selbst verweist aber auch auf seine Arbeit im Mieterbeirat in München. Auch in der Wohnungspolitik kenne er sich sehr gut aus. Durch sein Studium der Geschichte und der Volkswirtschaft sei er außerdem in Wirtschafts- und Sozialpolitik "sprachfähig".

Um eine Kandidatur öffentlich zu machen, sei es aber noch zu früh. Von Brunn will sich noch ein paar Tage Zeit nehmen, um zu überlegen.

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