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Politischer Aschermittwoch:Aufwärmen für die große Redeschlacht

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An strittigen Themen mangelt es zwar nicht, dennoch dürfte der politische Aschermittwoch dieses Jahr zu den friedlicheren seiner Art zählen - zumindest, was die Auseinandersetzung unter den beiden großen Parteien angeht. CSU und SPD sind im Bund in einer Koalition verbunden. Da fällt es schwer, einerseits gemeinsam ein Land zu regieren und andererseits glaubhaft verbal aufeinander einzuhauen. Bekannt ist auch, dass sich Horst Seehofer und Sigmar Gabriel durchaus respektieren. Die beiden Parteivorsitzenden werden als Hauptredner auftreten: Seehofer in Passau, Gabriel in Vilshofen. In Ihrem Umfeld wird sogar bezweifelt, dass sie sich zur strittigen Energiewende beharken werden.

Die CSU will ihre Anhänger in der Passauer Dreiländerhalle zunächst mit verklärender Vergangenheit in Stimmung bringen. Anlässlich des 100. Geburtstages von Franz Josef Strauß in diesem Jahr soll dessen Vermächtnis gewürdigt werden. Darum wird sich vor allem der frühere Parteichef und Strauß-Zögling Edmund Stoiber kümmern. Mehr Redezeit als sonst wird nach seinem Aufstieg zum Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament Manfred Weber bekommen, der niederbayerische Bezirksvorsitzende. Horst Seehofer fällt die Aufgabe zu, nach unerfreulichen Debatten zu Stromtrassen und Konzertsälen die Rolle der CSU als Taktgeber herauszustellen. Die sei "die einzige Bürgerbewegung Bayerns für Deutschland und Europa", wie Generalsekretär Andreas Scheuer sagt.

Die kleineren Parteien zeigen sich angriffslustiger

Angriffslustiger zeigen sich erfahrungsgemäß die kleineren Parteien: Hubert Aiwanger spricht für die Freien Wähler in der Deggendorfer Stadthalle, die Grünen bieten Parteichef Cem Özdemir in den Landshuter Bernlochnersälen auf. Gregor Gysi tritt für die Linkspartei in Passau an Bord eines Schiffes auf, die FDP bittet zur Kundgebung mit Landeschef Albert Duin in die Dingolfinger Stadthalle. Bernd Lucke, der Vorsitzende der AfD, spricht wie im vergangenen Jahr in Osterhofen.

Die SPD erwartet in ihrem Bierzelt in Vilshofen bis zu 3000 Besucher, etwas weniger als die CSU im nur 20 Kilometer entfernten Passau. Angesichts der weltweiten Krisenherde in Syrien und der Ukraine sei es sinnvoll, die Zuspitzung am Aschermittwoch etwas zurückzufahren, sagt SPD-Landeschef Florian Pronold. Trotzdem will er den Spagat schaffen, die CSU im Bund zu ignorieren und auf Landesebene zu attackieren. Seehofers Energiepolitik sei ein "Hochrisikospiel für den Wirtschaftsstandort Bayern". Zudem erwarte er von der CSU wie jedes Jahr ausländerfeindliche Stammtischparolen, mit denen sie von ihrem Versagen ablenken wolle. Ein bisschen Gezanke geht dann doch.

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SZ vom 17.02.2015 / wiw
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