Süddeutsche Zeitung

Oberfranken:Wo die Polizei vor Navigationsgeräten warnt

Lesezeit: 1 min

Eine umgebaute Autobahnauffahrt bei Coburg hat bereits mehrere Geisterfahrten und Unfälle verursacht.

Hier bitte nicht dem Navi vertrauen: Das gilt an einer neu gestalteten Autobahnauffahrt in Oberfranken. Weil das blinde Vertrauen auf das Navigationsgerät nahe Ebersdorf (Landkreis Coburg) schon zu Geisterfahrten auf der Autobahn 73 und zu Unfällen geführt hat, haben sich Polizei und Bauamt jetzt zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden. Sie haben eine Warntafel aufgebaut mit der Botschaft: "Nicht nach Navi fahren!" Zudem machen zahlreiche Warnleuchten auf die veränderte Verkehrsführung aufmerksam.

Früher musste man von der Bundesstraße 303 aus links abbiegen, um auf die A73 Richtung Coburg zu gelangen. Ende 2017 wurde die Verkehrsführung jedoch geändert: Wer auf die Autobahn will, muss jetzt rechts abbiegen. Wer dennoch links abbiegt, fährt schlimmstenfalls in die falsche Richtung auf die Autobahn. Es gebe viele Fahrer, die strikt nach Navi fahren, hat Stefan Probst von der Verkehrspolizei Coburg beobachtet. Und viele Navigationsgeräte seien noch nicht auf dem aktuellsten Stand und würden deshalb zum Falschabbiegen auffordern.

Zwei Geisterfahrten auf der A73 habe man deshalb schon registriert, außerdem habe es fünf Zusammenstöße gegeben, weil Verkehrsteilnehmer nach ihrem Irrtum die Fahrstreifen wieder wechseln wollten und dabei mit anderen Fahrzeugen zusammengestoßen waren. Propst appellierte: Beim Autofahren sollte man die Augen aufmachen, Navigationsgeräte seien nur eine Unterstützung - relevant seien allein Verkehrszeichen und die aktuelle Verkehrsführung. Nach den Osterferien sollen die Bauarbeiten an der Autobahnauffahrt abgeschlossen und neue Markierungen angebracht sein. Dann dürfte auch das Hinweisschild überflüssig sein, hofft der Polizist.

Dass das alleinige Vertrauen aufs Navi manchmal keine gute Wahl im Verkehr ist, zeigt sich immer wieder. Wenn Menschen ihr Ziel um mehrere hundert Kilometer verfehlen, ist das ein Grund zum Schmunzeln. Doch die bloße Orientierung an der Wegbeschreibung des Navis kann - wie in Coburg - auch eine Gefahrenquelle sein. Vor zwei Jahren landete beispielsweise ein Auto mit vier Insassen in Norddeutschland in der eiskalten Elbe - weil der Fahrer dem Navi vertraute. Die vier Männer konnten sich retten. Im Herbst 2017 wurde ein Mann in Schwaben wegen eines irrenden Navis zum Geisterfahrer auf einer Bundesstraße bei Aichach und stieß mit zwei entgegenkommenden Autos zusammen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3884666
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.