Süddeutsche Zeitung

Oberammergauer Passionsspiele:Gemeinderat bestätigt Karaca als Co-Leiter

Lesezeit: 1 min

Hitzige Debatte um Stückls Team

Abdullah Kenan Karaca wird künftig die Passionsspiele in Oberammergau mitverantworten: Der Gemeinderat bestimmte den Muslim am Montagabend zum zweiten Leiter. Das ganze Team von Spielleiter Christian Stückel wurde mit 13 zu 5 Stimmen bestätigt.

Zuvor hatten die Ratsmitglieder heftig über die Leitung und Ausrichtung diskutiert. Dabei sei es allerdings nicht nur um die Personalie Karaca, sondern auch um die Einbindung der Dorfgemeinschaft in die Gestaltung der Passionsspiele oder das Bühnenbild gegangen.

Was den Ratsmitgliedern wichtig war

"Für uns ist die entscheidende Frage: Schaffen wir es, die Kernbotschaft der Passion auf die Bühne zu bringen und das glaubwürdig den Gästen zu vermitteln?", sagte Ratsmitglied Ludwig Utschneider, er wollte Stückl und seinem Team nicht das Vertrauen aussprechen.

Was die Personalie Karaca betraf, hatte der Chef der CSU-Fraktion, Markus Köpf, offensichtlich keine Bedenken: "Mich stört, dass ich in einem Zeitungsartikel zehnmal lesen muss: 'der junge Türke' oder 'der Muslim'. Der Abdullah ist ein Oberammergauer."

Warum Karaca als Stückl-Stellvertreter geeignet ist

Stückl hatte das Talent des 1989 in Garmisch geborenen Sohns einer türkischen Familie schon entdeckt, als dieser gerade mal elf Jahre alt war. Für die 2000er Passion suchte er ein Kind für die Bühne und überzeugte den muslimischen Vater des damals elfjährigen Abdullah, diesen bei dem Bibelwerk spielen zu lassen. "Aber mach' ihn nicht katholisch", soll der Vater noch gemahnt haben.

Inzwischen ist Karaca längst als Regisseur anerkannt, spätestens seit seiner Inszenierung von "Arabboy" am Volkstheater im Jahr 2012. Bei großen Oberammergau-Produktionen wie "Joseph und seine Brüder" unterstützte Karaca Stückl bei der Arbeit.

Wer noch im Team der Passionsspiele ist

Neben Stückl und Karaca bestimmte der Oberammergauer Gemeinderat auch Stefan Hageneier für Kostüme und Bühnenbild, Markus Zwink für die musikalische Gesamtleitung und Carsten Lück als technischer Leiter für die Passionsspiele in fünf Jahren.

Zur Geschichte der Spiele

Die Passionsspiele von Oberammergau gehen auf ein Gelübde im Jahr 1633 zurück. Damals grassierte die Pest. Inzwischen finden die Aufführungen alle zehn Jahre statt, das nächste Mal 2020. Von den gut 5000 Einwohnern steht dann fast jeder zweite auf oder hinter der Bühne. Die Darsteller sind Laien. Die 100 Vorstellungen auf der großen Freilichtbühne des Theaters werden von einer halben Million Menschen aus aller Welt besucht. Die Gemeinde investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in die Passion.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2523043
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.