Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Zornentbrannte Feuerwehrleute

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Sie löschen, retten und helfen, wo sie können. Alles ehrenamtlich. Und dann wird den freiwilligen Feuerwehrerln in Kollnburg ihr roter Bus geklaut. Sowas erhitzt die Gemüter.

Kolumne von Johann Osel

Es ist ja nicht so, dass die Zeiten für Feuerwehren unaufgeregte wären. In Wäldern und auf verdorrten Feldern herrschte bei der Hitze Brandgefahr, Bade- und Verkehrsunfälle häufen sich. Hinzu kommt das Phänomen ausgebüxter Kühe, das im Sommer in Bayern den Reiz des Kuriosums verloren hat, so oft trägt es sich zu. Und da sind all die Feste, die es abzusichern gilt.

Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kollnburg im Bayerischen Wald werden sie die vergangene Woche aber nicht so schnell vergessen. Denn plötzlich war ihr roter Feuerwehrbus weg - geklaut. Die Kameraden bauten in der Nacht gerade auf einem Festgelände ab, als sich das Auto entfernte beziehungsweise entfernt wurde. Der Schlüssel war da im Zündschloss, die Tür offen. Zunächst dachten sie, dass einer der Ihrigen nur umparkt. Dem war aber nicht so.

Was tun? Über den Digitalfunk könnte man den Bus schnell orten, so die erste Hoffnung - der war aber nicht eingeschaltet. Eilig startete man einen Hilferuf auf Facebook. Zwar hatten die Kollnburger gemutmaßt, dass die Diebe mit dem auffälligen Gefährt nicht weit kommen; in einem Portal für geklaute Autos inserierten sie dennoch, unter: "Gestohlene Fahrzeuge, Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande, Luxemburg." Derweil aber waren in dem Ort bei Viechtach schon in den Morgenstunden die Gemüter erhitzt, kaum zu löschen: "Keinen Respekt vor denen, die ihnen irgendwann mal den Arsch retten, wenn sie besoffen einen Baum knutschen", schrieb einer auf Facebook.

Ein paar Kilometer weiter stand der Bus dann, als er gefunden wurde. Die Diebe sind drei Männer Mitte 20 aus der Region, Gäste des Festes; wohl wollten sie sich einen Scherz erlauben. Ein Verfahren, etwa wegen Missbrauchs von Nothilfemitteln, droht ihnen jetzt, auch wenn das vielleicht gar nicht so ganz arglistig gemeint war. Die Debatte über Respekt schadet aber keineswegs.

Die Feuerwehrgewerkschaft in Bayern hat nicht ohne Grund einen Kino-Spot zum Thema "Respekt? Ja, bitte!" gedreht: Unflätigkeiten, Blockade und gar Übergriffe gegen Retter an Einsatzorten kennt man längst auch bei Wehren auf dem vermeintlich heilen Land. Auch manche Facebook-Reaktion auf die Verlustmeldung zeigte wenig Ehrfurcht. Einer meinte sinngemäß: Feuerwehrauto verloren? Das nenne ich mal Räusche!

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Quelle:
SZ vom 13.08.2018
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