Süddeutsche Zeitung

Neujahrsempfang bei Seehofers:Das große Händeschütteln

Lesezeit: 2 min

Der Ministerpäsident und seine Frau sind gute Gastgeber für die fast 1500 Geladenen: Generäle, Intendanten und Trachtler, sie alle werden mit Händeschütteln begrüßt und für Parteifreundin Aigner gibt es sogar einen Knicks. Die größte Ehre wird jedoch Oberbürgermeister und Herausforderer Ude zuteil.

Mike Szymanski

Horst Seehofer und seine Frau Karin, die am Freitagabend zum Neujahrsempfang in die Münchner Residenz eingeladen haben, sind gute Gastgeber - sie denken an alle. "Welche Wünsche kann ich euch erfüllen?", fragt er die Fotografen und dann schallt es schon im Chor zurück: "Familienfotos". Im nächsten Moment drücken sich die Seehofers aneinander: Horst, Karin, die beiden Töchter und der Sohn. So familiär bleibt es nicht lange.

Knapp 1500 Gäste sind eingeladen - das große Händeschütteln beginnt um 19 Uhr in einem der Reichen Zimmer der Münchner Residenz, prunkvolle Räume, die Seehofer wie einen reichen Herrscher erscheinen lassen. Und das Volk steht Schlange. Seehofer und seine Frau wollen sie alle begrüßen: Generäle, Polizisten, Intendanten, Trachtler.

Wenn ihm die Mitarbeiter nicht rasch genug die Gäste zuführen, rudert Seehofer schon ungeduldig mit den Armen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die im Dirndl kommt, wird eine besondere Ehre zuteil. Seehofer macht einen Knicks vor seiner Parteifreundin. Und noch ein seltener Moment: Finanzminister Markus Söder und Sozialministerin Christine Haderthauer posieren für die Fotografen Arm in Arm.

Von der SPD erzählt man sich, die Abgeordneten hätten sich im Tambosi, einem Café am Hofgarten, getroffen. Zum Vorglühen, wie Jugendliche jetzt wohl sagen würden, aber Fraktionschef Markus Rinderspacher winkt ab. "Nur Wasser."

Ein bisschen übermütig wirkt er dennoch. Er wünscht dem Ministerpräsidenten ausdrücklich viel Glück für 2012. Die SPD-Abgeordneten kommen gerade von ihrer Fraktionsklausur. Sie waren im Kloster und haben ihren Erlöser dort getroffen: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Der SPD-Politiker fordert Seehofer bei der Landtagswahl 2013 heraus. Die Chancen stehen nicht schlecht für die Opposition, vielleicht von 2013 auch mal regieren zu dürfen. Das erklärt ein wenig den Rausch von Rinderspacher.

Ude hat sonst immer einen Bogen um diese Veranstaltung gemacht. Jetzt ist das anders. An diesem Abend sucht er die Bühne. Der erste Bürger der Stadt München kommt, um dem ersten Mann des Freistaates die Hand zu reichen. Das sieht erstmal ganz versöhnlich aus. Aber als Ude vor dem gemeinsamen Foto flüchtet, pfeift Seehofer ihn zurück: "Sie müssen auf mich hören!" und platziert ihn neben seine Frau. Beide lachen viel. Seehofer ist auch für Ude ein guter Gastgeber - der OB durfte an der Schlange vorbeiziehen. Ude sagt später, als Münchner OB sei er oft zu Gast in der Residenz. Jeder weiß, er wäre auch gerne mal Gastgeber hier.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1257868
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.01.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.