Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr in Nürnberg:Bahn erhebt Einspruch gegen S-Bahn-Vergabe

Lesezeit: 1 min

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Die Deutsche Bahn erhebt Einspruch bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) gegen die Betriebsvergabe der S-Bahn im Großraum Nürnberg an National Express (NX). Man betrachte das Angebot des britischen Betreibers "in vielerlei Hinsicht als hinterfragenswert", sagte ein Sprecher der DB Regio Bayern. Die Bahn fordere deshalb, die Vergabe neu zu bewerten. Auch behalte man sich weitere rechtliche Schritte vor. Ansonsten gibt sich die Bahn wortkarg: Darüber hinaus werde man sich derzeit nicht an der öffentlichen Debatte beteiligen. Nach der Entscheidung der BEG soll der britische Konzern das zweitgrößte S-Bahn-Streckennetz im Freistaat von Dezember 2018 an betreiben.

Rechtliche Schritte könnten zu Verzögerungen führen

Deutlich auskunftsbereiter gibt sich das britische Verkehrsunternehmen. Man finde es "ziemlich schade", dass sich die Bahn offenbar zu diesem Schritt entschieden habe, sagte ein Sprecher von National Express. Bei Vergabeentscheidungen, bei denen die Bahn den Vorzug erhalten hatte, habe man "im Interesse der Fahrgäste" auf juristische Schritte verzichtet. Diese drohten den Prozess zu verzögern und verhinderten damit "womöglich, dass wir mit dem Betrieb rechtzeitig beginnen können", sagte der Sprecher. Selbstverständlich obliege diese Entscheidung aber der Bahn.

Die Vergabe an den britischen Betreiber hatte in der vergangenen Woche heftige Kritik hervorgerufen. In Franken hatten zahlreiche Politiker die Entscheidung in Frage gestellt, darunter der Oberbürgermeister von Nürnberg, Ulrich Maly (SPD), und der OB von Fürth, Thomas Jung (SPD). Sie bangen um die Arbeitsplätze von etwa 500 Bahn-Mitarbeitern und fürchten, dass das britische Unternehmen zu wenig lokale Kenntnisse vorweisen könnte, um das komplexe S-Bahn-Netz im Ballungsraum um Nürnberg, Fürth und Erlangen störungsfrei zu betreiben.

Kritik an der Staatsregierung

Ein Unternehmenssprecher wies dies erneut zurück: Offenbar richte sich die Kritik in erster Linie an die Bayerische Eisenbahngesellschaft und damit an die Staatsregierung, sagte ein Sprecher. Lokale Kenntnisse seien sehr wohl vorhanden. So lebe der Geschäftsführer von NX-Deutschland, Tobias Richter, seit mehr als 30 Jahren in der Region. Auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in der lokalen Bahnbranche sei nicht zu rechnen.

Die DB informierte unterdessen in einer Mitarbeiterversammlung über die Lage und mögliche Folgen. Man werde alles versuchen, damit die betroffenen Mitarbeiter eine Zukunft im Konzern hätten, teilte die Bahn in Nürnberg mit.

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Quelle:
SZ vom 10.02.2015
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