Süddeutsche Zeitung

Nach Strafbefehl gegen Notarzt:Ärzte kritisieren Rücksichtslosigkeit der Autofahrer

Vor knapp zwei Wochen sorgte der Strafbefehl gegen einen bayerischen Notarzt für Aufsehen. Ein Autofahrer hatte ihn wegen zu riskanten Fahrens angezeigt. Der Strafbefehl ist inzwischen aufgehoben, doch jetzt meldet sich die Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigten Notärzte zu Wort und kritisiert das Verhalten der Autofahrer scharf. "Es herrscht mittlerweile ein ewiger Egoismus im Straßenverkehr. Und das macht sich natürlich auch bei den Einsatzfahrten bemerkbar", sagte Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft.

Die Autofahrer ignorierten immer häufiger die Notarztwagen auf den Straßen, obwohl diese mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs seien. Bei 70 Prozent der Einsatzfahrten würden die Rettungswagen ignoriert, ausgebremst oder bewusst blockiert, so Sefrin.

Das Unfallrisiko steigt

Diese Reaktionen der Autofahrer ließen das ohnehin hohe Risiko eines Unfalls zusätzlich steigen. Die Notärzte seien zwar für die gefährlichen Situationen im Straßenverkehr geschult. Doch aufgrund der vielfältigen Reaktionen sei eine spezielle Fahrweise nicht möglich.

Im vergangenen Jahr seien die bayerischen Notärzte fast 370 000 Mal mit Sondersignal ausgerückt, sagte Sefrin. Wenn die Straße blockiert ist, ob absichtlich oder unabsichtlich, könne der Notarzt nur warten. "Mehr können wir nicht tun." Die Notärzte würden keine Kennzeichen aufschreiben. "Wir möchten nicht die Lehrer der Nation sein und halten das auch nicht für ein adäquates Druckmittel", so Sefrin. Er wünscht sich stattdessen mehr Aufklärung, damit Autofahrer sensibilisiert werden. "Man muss zeigen, dass jeder innerhalb von kürzester Zeit selbst in die Situation kommen kann, dass er dringend Hilfe vom Notarzt braucht."

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dpa/SZ.de/tau
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