Süddeutsche Zeitung

Bahnverkehr:Wasserstoffzüge für Südostbayern

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Von Maximilian Gerl, Mühldorf

Anderswo fahren sie schon, in ein paar Jahren vielleicht auch in Bayern: In der Region Mühldorf sollen Wasserstoffzüge im Linienbetrieb getestet werden. Von Ende 2024 könnten auf einigen Strecken Züge mit Brennstoffzelle statt Dieselaggregat zum Einsatz kommen. Das teilte das Verkehrsministerium am Donnerstag mit. Demnach sei die Bayerische Eisenbahngesellschaft beauftragt worden, im bald anstehenden Vergabeverfahren für den "Linienstern Mühldorf" Wasserstoff als Antriebstechnik zu berücksichtigen.

Die Details sind allerdings unklar; das Vergabeverfahren startet frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020. Grundsätzlich kommen die Strecken Mühldorf-Burghausen, Mühldorf-Passau sowie Mühldorf-Traunstein in Frage. Bislang sind dort wegen fehlender Oberleitungen Dieselloks unterwegs; dass die Abschnitte bald elektrifiziert werden könnten, gilt als unwahrscheinlich.

Vertreter von Opposition, Wirtschaft und Fahrgastverbänden fordern schon seit Langem, Wasserstoffzüge in Bayern einzusetzen. Andere Bundesländer sind weiter, so fahren seit 2018 in Niedersachsen zwei Wasserstoffzüge. In Brandenburg sollen sie von 2022 unterwegs sein, auch in Hessen ist ihr Einsatz geplant. Für Mühldorf als Modellregion spricht laut Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) die Anbindung ans Chemiedreieck: Dort falle das Nebenprodukt "brauner Wasserstoff" an, das sich für die Züge "kostensparend" einsetzen lasse. Diese benötigten zudem für die Strecken keine spezielle Neigetechnik - sie sei "bei hügeligen Strecken notwendig", um Fahrzeit zu sparen.

Generell soll der Einsatz von Dieselzügen "sukzessive" reduziert werden. Tatsächlich hinkt Bayern bei der Elektrifizierung von Bahnstrecken hinterher. Auf rund 50 Prozent des Netzes qualmen Dieselloks. Gerade das Allgäu gilt als "Dieselinsel". Inwieweit sich in dieser doch hügeligen Gegend die Technologie sinnvoll einsetzen lässt, will das Ministerium im kommenden Jahr bei einer Testfahrt prüfen. Eine solche hatte auch im Juli zwischen Coburg und Bayreuth unter Fahrplanbedingungen stattgefunden.

Unter technischen Gesichtspunkten sind Wasserstoffzüge unter anderem bei den Emissionen im Vergleich Dieselloks im Vorteil. Außerdem beschleunigen sie aufgrund ihrer Antriebstechnik deutlich schneller. Für Passagiere bedeutet das vor allem auf Regionalstrecken mit vielen Stopps kürzere Fahrzeiten. Allerdings benötigen Wasserstoffzüge eine entsprechende Tankinfrastruktur, die noch nicht überall vorhanden ist.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2019
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