Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Das ist nicht schön":Monika Gruber gegen die Wärmepumpe, woke Münchner gegen sie

Lesezeit: 2 min

Die bekannte Kabarettistin unterstützt in ihrer Erdinger Heimat eine Demo gegen die Energiepolitik der Ampel. Dafür erntet sie Kritik. Warum?

Von Susanne Hermanski

Wer Monika Gruber in den Sozialen Medien folgt, der kennt aus ihren "Insta Stories" die spitzen und unmissverständlichen Kommentare der Kabarettistin zu aktuellen politischen Streitfragen. Da redet sie, wie ihr der Schnabel gewachsen ist: gern, schnell und oft gschert Bairisch. In den Corona-Tagen wendete sie sich massiv gegen die harten Maßnahmen, die Kulturveranstaltungen trafen. Jüngst wetterte sie gegen die Tagesschau , als deren Redaktion die Bezeichnung "gebärende Person" anstelle "Mutter" benützte.

Jetzt hat sie eine enorme Welle losgetreten, weil sie eine Demonstration gegen die Klimapolitik der Ampelkoalition unterstützt - auch ohne Instagram und zunächst nur im privaten Kreis über eine Whatsapp-Nachricht, die schnell Furore machte. Anfangs wollte sie damit nur ihrem Nachbarn den Rücken stärken, der irgendwann allein mit einem Pappschild vor dem Erdinger Rathaus stand, um Habecks aus Berlin dräuende Wärmepumpe zu kritisieren.

Monika Gruber ist im Landkreis Erding aufgewachsen und bis heute dort zu Hause, und dort wird auch die Demo stattfinden. "Wir sind keine Leugner des Klimawandels oder Gegner von sinnvollen Klimaschutz-Maßnahmen. Im Gegenteil, wir sind die liberal-konservative Mitte der Gesellschaft", sagte sie dazu in einem Interview mit dem Münchner Merkur.

Doch da war es gewissermaßen schon zu spät. Nun werden tausende Demonstranten erwartet, aus allen möglichen politischen Lagern und Himmelsrichtungen, und dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) als Redner auftreten, ist in Wahlkampfzeiten auch kein Wunder.

Zuerst aber war die AfD aufgesprungen auf den Zug mit einer eigenen Demo, quasi hinaus zur von großstädtischer Praxisferne genervten Landbevölkerung. Dann trat der - schon in seinem Namen großstädtische - Verein "München ist bunt" auf den Plan. Er rief zur Gegendemo unter dem Hashtag #Erding auf. Und als Slogan wählte er sich dafür: "Gemeinsam gegen Fake News und rechten Kulturkampf gegen Klimaschutzmaßnahmen!"

Die Rede vom "rechten Kulturkampf" aber, in Zusammenhang mit Monika Gruber, trägt zum Vertiefen des Spalts bei, der diese Gesellschaft durchzieht. Dabei ist nicht nur beklagenswert, dass dabei Städter gegen die Landbevölkerung antreten, oder eine unliebsame Maßnahme zum Klimaschutz gegen mögliche andere ausgespielt wird. Dass überhaupt jemand von "Kulturkampf" spricht an dieser Stelle, steht für die zunehmende Polarisierung auch im Leben des Freistaats. Denn sie sind da, die Gräben zwischen dessen Kulturschaffenden, gerade durch die Welt des Kabaretts, das so lange darauf ausschließlich abonniert war, als linke Speerspitze gegen die ewig herrschende CSU zu poltern. Jetzt jene zu verteufeln, die davon abweichen - das ist nicht schön.

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