Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Coburg und seine Großschilder

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In Franken herrscht eine kulturelle Vielfalt wie nur wenige anderen Regionen. Nur dass das bisher kaum einer weiß. Rund um Coburg wird jetzt alles anders.

Von Olaf Przybilla

Erfurt ist übrigens phantastisch, nur mal so angemerkt. Gibt ja immer noch Altbundesländler, gerne auch im Süden Bayerns wohnend, denen man das einfach mal so sagen kann, ohne auf lästige Vorkenntnisse hoffen zu müssen. Liegt in Thüringen. Und ja, ums Wichtigste gleich vorwegzunehmen, eine Autobahn führt da inzwischen auch hin, die soll sogar SUV-geeignet sein.

Diese Autobahn zählt, auch das noch rasch vorab, zu den reizvollsten der Republik. Dürers Nürnberg, das jüdische Erbe in Fürth, das Erlangen der Hugenotten, die frühere Kaiserpfalz Forchheim, die Weltkulturerbestadt Bamberg, Kloster Banz, Vierzehnheiligen, die Veste in Coburg. Das sind die ersten hundert Kilometer auf dieser Autobahn, und das ist eine kulturelle Dichte, wie es sie in Zentraleuropa nicht so häufig gibt. Gut, der Gardasee liegt nicht an der Strecke. Aber womöglich geht's ja auch mal ohne.

Warum sich das mit der kulturellen Dichte von Weltrang nicht so richtig herumspricht, soll hier nicht erörtert werden. Vermutlich aber sind da zwei Seiten beteiligt: Die, die das nicht wissen wollen. Und die, die das, was sie haben, einfach nie richtig angepriesen haben. Aber das ist jetzt nur so eine Vermutung.

Eine freilich, die sich in Franken allmählich durchzusetzen scheint. Gibt da wohl so Touristiker, die streichen das den Einheimischen gerne mal aufs Brot. Und also arbeiten die jetzt aktiv mit. Was man am besten sieht, wenn man von Erfurt aus - das ist diese famose Stadt in Thüringen - nach Bayern zurückfährt. Auf Höhe Coburg bietet sich dann ein Schauspiel der eigenen Art. Und sagen wir es so: Wer sich Mühe gibt, sieht dort noch was von der herrlichen fränkischen Landschaft. Wer Pech hat, sieht nur "touristische Unterrichtungstafeln".

Das ist jetzt ein Fachterminus. So heißen diese braunen Großschilder an der Autobahn. Auf handvermessenen 16 Kilometern Länge stehen bei Coburg elf solcher Schilder. Ein Schloss, noch eines, eine Festung, eine Veste, ein Schlosspark, ein Wasserschloss, eine Therme, ein Tal, eine Genussregion, eine Altstadt, eine Puppenstadt. Könnte man jetzt natürlich überkompensiert finden, muss man aber nicht. Wenn jetzt noch Leute fahren auf dieser Autobahn in touristischer Absicht: Dann kann das was werden 2015.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2015
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