Süddeutsche Zeitung

Aus der Landespolitik:"Bei der AfD lachen sie sich kaputt"

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Das Bündnis Deutschland will konservativ-liberale Wähler ansprechen. Der frühere AfD-Fraktionschef Markus Plenk ist Landeschef in Bayern - und Leute von eben dort bringen nun offenbar gehörig Unruhe in die neue Partei.

Kolumne von Johann Osel

Zoff ohne jeden Skrupel, Chatgruppen außer Rand und Band, rechtspopulistische Töne oder sogar Werbung für den Radikalen Björn Höcke - klingt alles sehr nach AfD. Zugetragen haben soll sich das aber beim Bündnis Deutschland. Die erst im Herbst gegründete Partei will im liberal-konservativen Milieu ein Vakuum schließen, als Heimat für "Enttäuschte" aus Union, FDP, Freien Wählern und AfD sowie zuvor Parteilose. Nun gibt es Neuigkeiten aus der Neugründung. Die Vize-Chefin im Bund wie im Landesverband Bayern, Ellen Walther-Klaus, hat intern ihren Rückzug von allen Ämtern angekündigt. Die Mathematikerin war zuvor in der CSU, bis zum Ruhestand war sie Geschäftsführerin eines ehrbaren Lobby-Vereins für naturwissenschaftliche Bildung, getragen etwa von Arbeitgebern. Und nun hat sie quasi schon die Schnauze voll vom Bündnis, in dem manche "alle Regeln der Fairness" missachteten und fröhlich AfD-Propaganda verbreiteten.

Was ist da los, Herr Plenk? Der frühere AfD-Fraktionschef Markus Plenk ist Vorsitzender des Bündnisses in Bayern. Damit hat es übrigens einen (fraktionslosen) Landtagsabgeordneten. Er trat schon 2019 aus der AfD aus, befand damals, dass er es satt habe, "die bürgerliche Fassade einer im Kern extremistischen Partei zu sein". Er bedauere den Rückzug von Walther-Klaus sehr, sagt Plenk auf Nachfrage der SZ. Wenn gerade "gute Leute mit Kompetenz" gingen, sei das fatal - "beim politischen Gegner, bei der AfD, lachen sie sich kaputt." Die Bundesspitze müsse prüfen, wie man mit den von der Kollegin beklagten "Machenschaften" umzugehen gedenke. Walther-Klaus selbst war telefonisch nicht erreichbar.

Wer sich darüber hinaus im Bündnis umhört, der erfährt: Gerade im Freistaat gebe es Versuche der Unterwanderung durch frühere AfDler. Nicht durch gemäßigte Ex-Mitglieder der Sorte Plenk, der heute immer etwa verschämt über seine Vergangenheit spricht. Sondern durch Leute mit strammer Gesinnung. Von bis zu einem Zehntel der Mitglieder ist die Rede, denen eine "AfD 2.0" vorschwebe. Was aber im Landesverband in absoluten Zahlen auch nur gut eine Fußballmannschaft ist. Er glaube weiter fest daran, dass das Bündnis als Angebot an konservativ-liberale Wähler gebraucht werde, sagt Plenk. Aus Protest AfD zu wählen, sei "das Dümmste, was man tun kann". Fraglich nur, ob die Partei nicht noch selbst zu einer AfD gerät.

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