Süddeutsche Zeitung

Landshut:Niederbayern-CSU: 94,2 Prozent für Scheuer

Lesezeit: 1 min

Von Andreas Glas, Landshut

Als das Ergebnis feststand, hat Andreas Scheuer ein paar Mal tief durchgeatmet. Mit 94,2 Prozent hatten die Delegierten den CSU-Generalsekretär am Freitagabend in Landshut zum neuen Bezirksvorsitzenden gewählt - ein gutes Ergebnis für einen, der in der Niederbayern-CSU nicht nur Freunde hat. Scheuer tritt damit die Nachfolge von Manfred Weber an, der Ende November zu einem der fünf Stellvertreter des Parteivorsitzenden Horst Seehofer gewählt worden war und den Niederbayern-Vorsitz deshalb abgeben musste. Das Wahlergebnis sei "ein Riesenstart", sagte Scheuer nach der Abstimmung.

Zuvor hatte der 41-jährige Passauer sich bemüht, die Vorbehalte seiner Gegner zu zerstreuen. "Ich bin nicht machthungrig", sagte Scheuer in seiner Bewerbungsrede. Und: "Ich trete nicht als Generalsekretär an, sondern in erster Linie als Niederbayer." In der Partei sind ja viele der Meinung, dass Scheuer weniger die Niederbayern-CSU am Herzen liege, dafür umso mehr die eigene Karriere in München oder Berlin. Seit gut zwei Jahren ist er Generalsekretär, als Bezirksvorsitzender gewinnt er nun noch mehr Einfluss innerhalb der Partei. Wenn nach der Landtagswahl 2018 die Spitzenposten in der CSU neu verteilt werden, dürfte spätestens jetzt kein Weg mehr an Scheuer vorbeiführen. Entsprechend demütig hatte sich Scheuer präsentiert, als er vor der Wahl auf dem Podium stand und um die Stimmen der gut 200 niederbayerischen Delegierten warb. Er sei sich "bewusst, dass es andere gibt, die genauso hier stehen könnten".

Gemeint waren die drei Parteikollegen, die ihre Kandidatur für den Niederbayern-Vorsitz nach einem harten internen Machtkampf zugunsten des Parteifriedens - und damit zu Scheuers Gunsten - zurückgezogen hatten: Bildungsstaatssekretär Bernd Sibler, Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr und der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter. Die drei gehörten zu den ersten, die Scheuer nach seiner Wahl gratulierten, gaben sich demonstrativ freundschaftlich. Scheuer revanchierte sich, lobte die "wahre Kollegialität" seiner Gegner und betonte noch einmal, dass in der Niederbayern-CSU "das Wir-Gefühl im Vordergrund" stehe. Und trotzdem: Als sich die Delegierten erhoben, um dem neuen Vorsitzenden zu applaudieren, da dürfte Scheuer das Ich-Gefühl schon auch genossen haben.

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SZ vom 22.02.2016
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