Süddeutsche Zeitung

Mitten in Landshut :Landshut will Bordelle strenger kontrollieren

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Landshut - ein niederbayerisches Idyll. Brave Menschen, sittsam, züchtig. Hier braucht es nicht einmal einen Sperrbezirk für Bordelle. Gibt ja eh keine, dachte man lange. Doch das ist nicht ganz richtig.

Kolumne von Johann Osel

Anders als andernorts ist in Landshut die Innenstadt kein Sperrbezirk für das Gewerbe der käuflichen Zuneigung - die Verantwortlichen im Rathaus haben nie eine solche Zone eingerichtet. In der Stadtverwaltung hält sich bumsfidel die Legende, wonach man einst im Stadtrat der festen Ansicht war, dass in einer derart kreuzbraven und züchtig-katholischen Stadt dieser Schritt schlicht unnötig sei.

Womöglich schien man auf die lobende Definition der Landshuter als gottesfürchtig und sittsam zu vertrauen, wie sie Joseph Scheill Anfang des 19. Jahrhunderts formulierte. In den "Vermischten Predigten", die der Priester der örtlichen Martinskirche und spätere Apostolische Protonotar einer geneigten Nachwelt gedruckt hinterließ, steht: "Ja, der Geist der christliche Frömmigkeit lebet noch unter Landshuts Bürgern", und dieser "fromme Sinn" habe sich bereits "so oft und schön bewähret". Ein Sperrbezirk gegen Prostitution? Fehl am Platze!

Umso wuchtiger wirkt jetzt die Zahl, mit der regionale Medien den Chef des Ordnungsamtes zitieren: Ungefähr 20 bis 25 Bordelle gibt es demnach am Ort, und das ist für eine 70 000-Einwohner-Stadt doch recht üppig. Künftig aber will man durchgreifen.

Ein Grund: Alle zwei Wochen wird laut Ordnungsamt das internationale Personal in den Bordellen durchgetauscht, "das ist ein bisschen wie beim Eishockey", wenn quasi ganze Spielerreihen einwechseln. "Wir sind dabei, die Strukturen zu erschüttern und lahmzulegen", sekundiert der Kollege vom Baureferat. Einen Sperrbezirk plant die Stadt nämlich nicht - vielmehr soll bestehendes Recht dem Treiben Einhalt gebieten.

Konkret werden fortan die Regeln des Prostituiertenschutzgesetzes vom vorigen Jahr, etwa Pausenräume oder Sanitäranlagen, streng kontrolliert; viele der Etablissements, die in historischen Gemäuern residieren, werden diese wohl nicht erfüllen können. Zudem wolle man überprüfen, ob ein "Gewerbebetrieb" in den jeweiligen Häusern überhaupt zulässig ist.

Das jahrelange Dulden solle ein Ende haben. Wenn das Rotlicht erlischt, könnten sich die Puffbetreiber andere Stätten suchen, womöglich im Industriegebiet im Norden. Es wäre ein Sperrbezirk über Umwege. Aber gemäß den Zeilen der Spider Murphy Gang: "Damit in dieser schönen Stadt, das Laster keine Chance hat."

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Quelle:
SZ vom 25.10.2018
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