Süddeutsche Zeitung

CSU-Politiker:Hausdurchsuchung bei Miesbacher Ex-Landrat Kreidl

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In der Affäre Kreidl hat es zahlreiche Hausdurchsuchungen im Landkreis Miesbach gegeben. Seit dem Morgen werden 27 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Im Einsatz sind 75 Ermittler des Landeskriminalamtes sowie 13 Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft München II. Das teilten LKA und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.

Durchsucht werden unter anderem die Anwesen des Ex-Landrats Jakob Kreidl (CSU), des ehemaligen Sparkassenchefs Georg Bromme sowie des ehemaligen Haushamer Bürgermeisters Arnfried Färber. Von den Durchsuchungen betroffen sind zudem 13 weitere Personen, die auch alle als Beschuldigte geführt werden - alles ehemalige und aktuelle Vorstände und Verwaltungsratsmitglieder der Kreissparkasse.

Beim amtierenden Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) soll es offenbar auch Durchsuchungen gegeben haben. Er saß in der vergangenen Amtsperiode im Verwaltungsrat.

Ermittlungen gegen Sparkassen-Miarbeiter

Hintergrund der Aktion ist laut Pressemitteilung ein Ermittlungsverfahren gegen aktuelle und ehemalige Mitglieder des Vorstandes und des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee. Es geht um mehrere Verdachtsfälle von Untreue im Zeitraum zwischen 2008 und 2013 im Zusammenhang mit finanziellen Zuwendungen des Geldinstitutes.

Zudem hätte sich laut LKA und Staatsanwaltschaft im Rahmen der bisherigen Ermittlungen auch ein Tatverdacht für Vorteilsgewährung, Vorteilsannahme, Bestechung und Bestechlichkeit ergeben.

Die ausschweifende Geburtstagsfeier Kreidls habe bei dieser Aktion offenbar keine Rolle gespielt, da hier kein Verdacht auf Vorteilsnahme besteht. Kreidl gab im Frühjahr 2014 sämtliche politische Ämter auf, als bekannt geworden war, dass er sich sein opulentes Fest zu seinem 60. Geburtstag mit knapp 80 000 Euro von der Sparkasse und mit 33 000 Euro von seinem Landkreis hat sponsern lassen.

Teure Bürgermeisterfahrt - eine Lustreise?

Doch im Zuge der Affäre sind zahlreiche weitere Ungeregelmäßigkeiten bekannt geworden, die nun offenbar Gegenstand der Ermittlungen sind. So geht etwa aus einem Bericht der Miesbacher Kassenprüfer, der der SZ vorliegt, hervor, dass es eine teure Bürgermeisterfahrt nach Interlaken und Serfaus gegeben habe. Diese 85 000 Euro teure Reise haben Kreidl, der Sparkassen-Vorstand und die Bürgermeister des Landkreises unternommen, um sich in Sachen Tourismus fortzubilden. Insider sprechen allerdings von einer Lustreise.

Aus dem Bericht der Kassenprüfer geht hervor, dass der Kreiskämmerer sich weigerte, den Landkreis-Anteil von 36 000 Euro ohne Beschluss des Kreistags zu überweisen, weil er sonst gegen das Haushaltsrecht verstoßen hätte. Darauf erteilte Kreidl die Anordnung - natürlich ohne den Beschluss.

Der ehemalige Sparkassenchef Bromme soll Jagdfreunde mit großzügigen Zuwendungen der Sparkasse bedacht haben.

Die Durchsuchungen dauern zur Stunde noch an.

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