Süddeutsche Zeitung

Landkreis Hof:Polizei sucht nach Leichenteilen einer seit 30 Jahren vermissten Frau

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Von Olaf Przybilla, Naila

Der Landkreis Hof ist Schauplatz des Falls Peggy, eines der rätselhaftesten Kriminalfälle in Deutschland. Nur sechs Kilometer entfernt, in der Nähe von Marxgrün, versucht die Staatsanwaltschaft nun einen anderen, seit Jahren rätselhaften Fall zu lösen. Dort wird an diesem Samstag die Staatsstraße 2195 zwischen Lichtenberg und Naila gesperrt. Die Ermittler gehen Hinweisen nach, denen zufolge dort eine vor 30 Jahren verschwundene Frau verscharrt worden sein könnte. Dazu wurden der Straßenbelag und mehrere Schichten darunter abgetragen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mitteilten. Die Polizei geht dem Verdacht nach, dass beim Bau der Straße ein Leichnam verborgen worden sein könnte.

Der Hofer Oberstaatsanwalt Reiner Laib sagte der Süddeutschen Zeitung, es gebe "Anhaltspunkte", die eine Untersuchung der Straße auf Höhe des Klärwerks nun notwendig machten. Er bestätigte auch, es sei nicht auszuschließen, dass sich dort Teile eines Skeletts finden könnten. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die Kriminalpolizei Hof zusammen mit der Staatsanwaltschaft erneut intensiv an dem Fall. Zusammen mit Wissenschaftlern der Technischen Universität München und der bayerischen Denkmalschutzbehörde stießen die Ermittler mittels eines Bodenradars auf eine Auffälligkeit unter der Straße bei Marxgrün. Mit Hilfe eines auf den Geruch von Menschenknochen ausgebildeten Hundes grenzten die Beamten die Stelle auf wenige Meter ein.

Nach Angaben von Staatsanwalt Laib beziehen sich die Ermittlungen auf den seit etwa drei Jahrzehnten offenen Fall, einem sogenannten cold case. Eine Heranwachsende war in den Achtzigerjahren spurlos verschwunden. Die junge Frau gilt seither als vermisst, ihr Verbleib ist rätselhaft.

"Natürlich sind alle verunsichert"

Die Ermittlungen - untersucht wurde bisher der Radweg zwischen Staatsstraße und dem Fluss Selbitz - haben zuletzt Unruhe in dem 700-Einwohner-Ort Marxgrün ausgelöst. "Natürlich sind alle verunsichert", sagte einer, der dort seit 50 Jahren lebt. "Aber in Marxgrün wurde und wird niemand vermisst, das wüssten wir doch." Nach SZ-Informationen stammt die Vermisste tatsächlich nicht aus dem Stadtteil Marxgrün, wohl aber aus der 7000-Einwohner-Stadt Naila. Irgendwann sei die Frau, 18 oder 19 Jahre alt damals, Tochter eines Bauarbeiters, nicht mehr nach Hause zurückgekehrt, sagte ein Mann, der ihre Mutter kennt. "Eine sehr traurige Sache damals." Ihre Verwandten hätten stets gemutmaßt, die Frau sei verschleppt worden.

"Es ist eine sehr alte Geschichte", sagte Horst Taubald, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Naila. Mehr wollte er nicht sagen, die Untersuchungen macht die Kriminalpolizei. Diese will die Ergebnisse der Grabungen im Laufe des Wochenendes bekanntgeben.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2018
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