Süddeutsche Zeitung

Landespolitik:Das muss alles verboten werden!

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Das Burka-Verbot ist nur der erste Schritt: Die Staatsregierung verabschiedet das ultimative Sicherheitspaket mit Dirndlzwang, Handygebot und Hirschhorn-Fußfessel.

Glosse von Roman Deininger

München, 22. August. In Bayern tritt an diesem Montag ein neues Sicherheitskonzept mit zahlreichen Verboten in Kraft. Das Tragen einer Burka ist im Freistaat künftig verboten, es sei denn, sie verhüllt ein billiges Glitzer-Plastik-Mini-Dirndl. Auch eine offene, freie Gesellschaft, heißt es im neuen Sicherheitskonzept, müsse es nicht aushalten, wenn Frauen in der Öffentlichkeit in geschmackloser Pseudo-Tracht herumlaufen.

Wer ein billiges Glitzer-Plastik-Mini-Dirndl ohne Burka trägt, wird mit mindestens vier Jahren Führerscheinentzug bestraft. Wer keinen Führerschein hat, wird für den gleichen Zeitraum zum Zwangsdienst als Hilfssheriff in einer per Los bestimmten Landgemeinde herangezogen.

Bundesverkehrsministern wird das Tragen von karierten Anzügen und Hipsterbrillen verboten, es sei denn, beides wird durch eine Burka verhüllt. Landeswirtschaftsministerinnen wird es verboten, ihre allzeit geschmackvollen Dirndl durch irgendetwas zu verhüllen; selbst Strickjacken sind nicht zulässig. Landesfinanzministern wird die Nutzung von Facebook und Twitter verboten; Postwurfsendungen und Massenfaxe bleiben aber auf Probe erlaubt.

Münchner Oberbürgermeistern wird es verboten, Rucksäcke, Aktentaschen oder Plastiktüten mit ins Rathaus zu bringen; für Geldbeutel gilt die Einzelfallprüfung. Bei Zuwiderhandlung werden alle Funktionsträger als Wildhüter in den neuen Nationalpark Steigerwald versetzt.

Chinesischen Touristen wird es verboten, beim Besuch von Schloss Neuschwanstein einfach zu verschwinden. Chinesen, die einen orientierungslosen Eindruck machen, müssen für den Rest ihres Bayern-Aufenthalts weiß-blaue Fußfesseln mit Hirschleder-Überzug tragen. Darüber hinaus müssen orientierungslose Chinesen einen Express-Sprachkurs bei Olympia-Goldschützin Barbara Engleder besuchen.

BR-Chefredakteur Siegmund Gottlieb wird verboten, bei Interviews mit selbstgefälligen Autokraten selbstgefälliger zu wirken als die Autokraten. Bayerischen Ministerpräsidenten wird verboten, im Urlaub nachts das Handy auszuschalten. Der bayerischen Staatsregierung wird verboten, gegen irgendeines der Verbote vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen.

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Quelle:
SZ vom 20.08.2016
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