Süddeutsche Zeitung

Stichwahl:Ein Anti-Politiker ist jetzt Landshuter Bürgermeister

Und nun muss Alexander Putz jeden Tag mit denen zusammen arbeiten, die der FDP-Kandidat im Wahlkampf hart kritisierte: den alteingesessenen Räten.

Kommentar von Andreas Glas

Landshut bekommt also einen FDP-Oberbürgermeister. Eine Überraschung ist das nicht mehr nach dem fulminanten Ergebnis, das der politische Quereinsteiger Alexander Putz im ersten Wahlgang erreicht hatte. Eine Zäsur ist es trotzdem, weil nun ein halbes Jahrhundert CSU-Herrschaft in Landshut zu Ende geht.

Das Wahlkampf-Rezept des FDP-Kandidaten Putz war simpel: Er hat mit der Politikverdrossenheit der Landshuter gespielt und so getan, als regierten die sogenannten Etablierten über die Köpfe der Bürger hinweg. Als redeten sie in einer Geheimbundsprache, die der kleine Mann nicht versteht. Er hat sich als Anti-Politiker inszeniert, weil er weiß, dass diese Rolle bei vielen Menschen gerade gut ankommt. Doch diese Masche wird nicht mehr funktionieren, sobald Alexander Putz sein OB-Büro im Rathaus bezogen hat.

Der Anti-Politiker wird dann selbst Politik machen müssen - und zwar gemeinsam mit denjenigen, mit denen er im Wahlkampf so hart ins Gericht gegangen ist: mit den etablierten Stadträten. Weil unter 44 Stadträten nur ein einziges FDP-Mitglied ist, wird er Kompromisse machen müssen.

Sollte er versuchen, auch im Rathaus Anti-Establishment-Politik zu betreiben, wird er als Oberbürgermeister untergehen. Dazu kommt, dass Putz politischer Laie ist, dass es ihm komplett an Erfahrung in einer Stadtverwaltung fehlt. Diese Unerfahrenheit könnte ihn zu einem Risikofaktor für Landshut machen.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2016
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