Süddeutsche Zeitung

Kinder-Aktivist Felix Finkbeiner:"Wir wollen wählen"

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Mit neun Jahren pflanzte Felix Finkbeiner Bäume für die Umwelt. Jetzt ist er 16 und will vor dem Bundesverfassungsgericht ein Wahlrecht von Geburt an durchsetzen. Und sonst? Ist er ganz normal.

Von Constanze von Bullion

Er gehört zu dieser Sorte junger Leute, denen früher, in einer anderen Erdzeit, das Wörtchen "altklug" angehängt worden wäre. Felix Finkbeiner, einst Deutschlands jüngster Umweltaktivist, UN-Kinderbotschafter und inzwischen 16 Jahre alt, hat eigentlich immer irgendwie erwachsen gewirkt, seit er in der Öffentlichkeit steht.

Mit neun Jahren startete er "Plant for the Planet", eine Kampagne zur Rettung der Erdatmosphäre. Eine Million Bäume wollten Kinder pflanzen, um den Planeten vor der Zerstörung durch die Erwachsenen zu bewahren. Die Kampagne hat sich in 44 Länder ausgebreitet, insgesamt 13 Milliarden Bäume sollen gepflanzt worden sein. Und Felix Finkbeiner ist unterwegs zu neuen Zielen. Sein nächster Stopp als Politik-Aktivist soll Karlsruhe sein.

Zusammen mit 14 Kindern und Jugendlichen will Finkbeiner vor dem Verfassungsgericht durchsetzen, dass das Wahlalter in Deutschland herabgesetzt wird, auf null Jahre. Schon von Geburt an soll Kindern das Recht zustehen, die Zukunft mitzugestalten. Und bis sie selbst ein Kreuzchen machen können, könnten die Eltern dies übernehmen, treuhänderisch.

Schluss mit der Macht der Alten

"16 Millionen junge Deutsche dürfen nicht wählen, unsere Interessen werden in der Politik nicht vertreten. Klimakrise und weltweite Gerechtigkeitskrise kommen gar nicht vor", sagt Felix Finkbeiner. " Stattdessen kommt eine Rentenreform, die ganz stark gegen unsere Interessen ist." Schluss mit der Macht der Alten, die schon im Jahr 2020 ein Drittel der Bevölkerung ausmachen werden, fordert die Initiative "Wir wollen wählen". Im Mai reichte sie eine Wahlprüfungsbeschwerde ein. Vergeblich. Also geht es jetzt nach Karlsruhe.

Wer Felix Finkbeiner so reden hört über Generationengerechtigkeit und die Rücksichtslosigkeit der Alten, kann sich fragen, was ihn eigentlich sonst so antreibt, Teile seiner Kindheit in Vortragssälen zu verbringen. Die Frage führt nach Uffing am bayerischen Staffelsee. Hier geht Vater Frithjof Finkbeiner ans Telefon. Er ist Bauunternehmer. Die meiste Zeit verbringt der Globalisierungskritiker jedoch damit, die Finanzströme der Kampagne "Plant for the Planet" zu steuern. Die Kinderinitiative spüle drei Millionen Euro im Jahr in eine Stiftung, sagt er. "Ich will diese wahnsinnig resonanzstarke Aktion unterstützen."

Felix Finkbeiner, den Sohn, hat diese Aktion 2011 vor die UN-Generalversammlung geführt, wo er in feinstem Englisch mehr Klimaschutz forderte. 2012 sah man ihn bei Thomas Gottschalk, da sprach er schon so laut, als stünde er vor Millionen. 30 Vorträge hält er im Jahr, eine schmale Gestalt mit einstudierten Politikergesten. Fragt man ihn, was er für ein Leben führe, sagt er: "Es hat mir immer Spaß gemacht." Felix Finkbeiner will nächstes Jahr Abitur machen und studieren, "irgendwas mit internationalen Beziehungen und Jura". Und sonst? Ganz normal, sagt er, und dass er auch mal Fußball spielen geht wie die anderen und gerade beim Zelten ist mit seiner Freundin.

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Quelle:
SZ vom 14.07.2014
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