Süddeutsche Zeitung

Karl-Theodor zu Guttenberg:Die Rückkehr des Glühwürmchens

Lesezeit: 2 min

Von Wolfgang Wittl

Das Altmühltal zählt zu den schönsten Gegenden Deutschlands: Die Wälder sollen grüner sein als im restlichen Bayern, Flüsse sauberer, Schafe weiden gemütlich auf sanft geschwungenen Hügeln. Hier lässt es sich in Ruhe leben - und reden, wovon Horst Seehofer gerne Gebrauch macht: Öfter schon hat der CSU-Chef in seinem Feriendomizil Gespräche geführt, die später politische Realität wurden. Daher ist seine Partei jetzt besonders gespannt: Seehofers nächster Gast heißt Karl-Theodor zu Guttenberg. Ein Name, der die CSU in Wallung versetzt wie kein anderer.

Für Anfang August soll ein Treffen zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten und dem ehemaligen Superstar der CSU arrangiert werden. Es ist nicht die erste Einladung, die Seehofer dem gefallenen Hoffnungsträger zukommen lässt. Beim Parteitag vor einem Jahr sollte Guttenberg eine außenpolitische Grundsatzrede halten. Damals zeigte er Seehofer kurzfristig die kalte Schulter. Nun könnte das anders sein.

Kommt Guttenberg zurück? Das weiß niemand

Seehofer möchte mit Blick auf die Wahlen im Bund (2017) und in Bayern (2018) Leute um sich scharen, die für wichtige Themen stehen. Ein Platz in diesem Team ist offenbar für Guttenberg vorgesehen. Der ehemalige Bundeswirtschafts- und Verteidigungsminister könnte sich in der internationalen Sicherheits- und Finanzpolitik einbringen.

Was sich daraus entwickle, sei allein Guttenbergs Sache, heißt es. In der CSU-Spitze könnte man sich eine Bundestagskandidatur des 43-Jährigen vorstellen. Mit parlamentarischen Banalitäten wie Novellen zum Tierhaltungsgesetz dürfte sich der Baron nach eigenem Selbstverständnis freilich nicht lange begnügen.

Ob Guttenberg das Angebot für eine Rückkehr annimmt, ist eine Frage, die im Moment nicht einmal Vertraute beantworten können. Bislang hat er jegliche Ambitionen bestritten. Seit er 2011 wegen einer gefälschten Doktorarbeit schmachvoll zurücktreten musste, reist er als Berater um die Welt. Er wohnt mit Familie an der US-Ostküste, die Intervalle der Deutschland-Besuche werden aber kürzer. Zuletzt versetzte er die CSU in Aufregung, als er in Niederbayern für ausgewählte Parteimitglieder ein Treffen mit dem früheren Schachweltmeister Garri Kasparow und dem österreichischen Außenminister moderierte. Gastgeber war der Chef der Konservativen im Europaparlament, der designierte CSU-Vize Manfred Weber.

Für Seehofer hätte das Comeback praktischen Nutzen. Zum einen fehlt es der CSU gerade in Berlin an Politikern mit Strahlkraft. Zum anderen versucht er, das Personal-Tableau im Herbst seiner Laufbahn zu erweitern, um so den immer unverhohlener an seinem Thron rüttelnden Markus Söder zu bremsen. Weber und Guttenberg zählen für Seehofer offenbar zu den Figuren, die dabei helfen können.

In der CSU scheiden sich die Geister. Gegner sehen in Guttenberg einen Selbstdarsteller und befürchten, er könnte der Partei mehr schaden als helfen. Freunde sagen, der "KT" habe aus seinen Fehlern gelernt; und dass er trotz seiner Unabhängigkeit weiter vom politischen Bazillus infiziert sei. Bliebe nur noch eins: Seehofer hatte Guttenberg nach dem Sturz als "Glühwürmchen" verspottet, der soll ihm das lange nachgetragen haben. Aber darüber ließe sich im schönen Altmühltal bestimmt reden.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2015
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