Süddeutsche Zeitung

Immobilien:Flexibler und günstiger

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Verbände erarbeiten Katalog für preiswerteren Wohnungsbau

Von Maximilian Gerl, München

Mehr Spielraum für Bauherren, kalkulierbarere Aufwendungen - und bestenfalls keine Mieterhöhung: Um die Baukosten im geförderten Wohnungsbau zu reduzieren, haben die bayerische Architektenkammer, die bayerische Ingenieurkammer-Bau und der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Denn wachsende Baukosten gelten neben den hohen Kosten für Bauland als Treiber der Immobilienpreise. Seit 2000 seien die Bauwerkskosten um rund 60 Prozent gestiegen, sagte VdW-Direktor Hans Maier. Ein "Weiter-so" mit Wachstumsraten "von jährlich fünf Prozent" müsse vermieden werden.

Konkret geht es in dem am Montag präsentierten Papier um fünf Stellschrauben, die sich nach Ansicht der Verbände schnell justieren ließen. Eine sieht vor, die Stellplatzverordnung für Pkw zu flexibilisieren. Derzeit müsse laut Bauordnung ein Stellplatz pro Wohnung vorgehalten werden. Die Schaffung eines Platzes koste zwischen 30 000 und 40 000 Euro, sagte Gerda Peter, Geschäftsführerin der GWG München. Als Faustformel gelte: "Für drei Stellplätze kann ich eine Wohnung errichten." Darum solle der Schlüssel auf 0,75 Stellplätze pro Wohneinheit reduziert werden - sofern es in der Nähe einen Bus- oder Bahnhalt gebe. Weitere Vorschläge des Papiers sehen effizientere Regeln für Lüftung, Brandschutz und Barrierefreiheit vor. Laut Architektenkammer könnten etwa Treppenhäuser platzschonender genutzt werden, ohne die Barrierefreiheit einzuschränken. Für die fünfte Idee wäre der Bund gefragt: Neue Vorschriften sollen Kosten für Bodenschutz und Altlasten berechenbarer machen.

Die Verbände wollen den Katalog Bauminister Hans Reichhart (CSU) vorlegen. Sie gehen davon aus, dass sich durch die Umsetzung ein Anstieg der Baukosten zumindest für 2019 vermeiden ließe. Ohnehin wird eine Reduzierung von Normen - beziehungsweise ihre Flexibilisierung - von Teilen der Bauwirtschaft seit Langem gefordert. Maier sagte, hierzu habe man viele Vorschläge auf einem Wohnbaugipfel vor 21 Jahren diskutiert. Passiert sei seitdem wenig. Wer dafür die Verantwortung trage, dazu äußerten sich die Verbandsvertreter diplomatisch: Verschiedene Faktoren spielten eine Rolle, darunter der Fachkräftemangel am Bau.

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Quelle:
SZ vom 28.05.2019
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