Süddeutsche Zeitung

Selbitz:Unwetterschaden liegt bei 40 Millionen Euro

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Die Folgen des Unwetters vergangene Woche sind in Selbitz weiterhin spürbar. Sie dürften die Stadt "noch lange Zeit beschäftigen", so der Bürgermeister.

Von Olaf Przybilla, Selbitz

Natürlich hat Bürgermeister Stefan Busch die Bilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gesehen und auch die neuesten aus dem Süden des Freistaats. Und so merkwürdig das klingen möge: Angesichts dessen sei man "gleich wieder ein bisschen geerdet", sagt der Bürgermeister von Selbitz. In der oberfränkischen Stadt hatte am Dienstag vergangener Woche ein Unwetter gewütet, für den gesamten Kreis Hof war der Katastrophenfall ausgerufen worden. Im Wesentlichen aber, sagt der Bürgermeister, sei der Schaden in Selbitz finanzieller Natur gewesen. Eine Woche nach dem Unwetter schätzt er den Gesamtschaden allein in der 4300-Einwohner-Kommune auf 40 Millionen Euro.

Auch sind die Folgen weiterhin spürbar in Selbitz: Aufgrund von Verunreinigungen musste das Wasser am Montag im gesamten Stadtgebiet abgekocht werden. Auch die beschädigte Infrastruktur der Stadt ist nur in Teilen wiederhergestellt, einige Straßen sind noch gesperrt, Radwege ebenfalls. Der Bürgermeister spricht von einer "gewaltigen Herausforderung". Die Beschädigungen und die persönliche Not, die aus dem Unwetter entstanden seien, dürften die Stadt "noch lange Zeit beschäftigen", befürchtet er. Vieles, was man aufgebaut habe, sei dahin. Durch das Wasser seien regelrechte "Biografien zerstört" worden, persönliche Briefe ebenso wie "Hochzeitsfotos, Kinderbilder, Zeugnisse und Urkunden". Aber da, schreibt Bürgermeister Busch in einer Mitteilung an die Selbitzer, "wo die Flut viele Keller verschwinden" habe lassen, sei vielleicht unerwartet etwas anderes sichtbar geworden: "Solidarität, Hilfsbereitschaft, selbstloser Einsatz" für Mitbürger und Nachbarn.

Dass es noch schlimmer hätte kommen können, wird den Selbitzern eine Woche später auch in Bezug auf örtliche Firmen klar. Ein Unternehmen, dessen Schlosserei das Wasser zu Schrott gemacht hat und in dem tonnenschwere Maschinen mitgerissen wurden, werde den Betrieb wieder aufnehmen können, hofft Busch. Und auch mit Blick auf das benachbarte Reitzenstein - wo sechs vom Wasser eingeschlossene Menschen unverletzt gerettet werden konnten - könne man von Glück reden. Was bleibe, sei der bange Blick in die Zukunft. "Wenn es dieser Tage getröpfelt hat, dann bin ich nervös geworden", bekennt der Bürgermeister.

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SZ vom 20.07.2021
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