Süddeutsche Zeitung

Grüne nach der Landtagswahl:Partei im Vorruhestand

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Dem negativen Bundestrend konnten Bayerns Grüne wenig entgegensetzen. Die Lücke, die Sepp Daxenberger hinterlassen hat, konnte die Partei nicht schließen. Sein Nachfolger Runge ist ein brummiger Aktenwühler. Für denjenigen, der ihn wohl beerben wird, spricht vor allem seine Jugend.

Ein Kommentar von Sebastian Beck

Was waren das für Zeiten: Erst zwei Jahre ist es her, dass die bayerischen Grünen in Umfragen bei knapp 20 Prozent lagen - und damit noch vor der SPD. Ganze 8,6 Prozent sind davon am Sonntag noch übrig geblieben. Aus Sicht der Grünen eine geradezu grausame Enttäuschung.

Damit dürfte auch die Zeit des Duos Margarete Bause und Martin Runge an Spitze der Grünen-Fraktion im Landtag vorbei sein: Für Runge sieht es schlecht aus. Das miese Abschneiden bei der Wahl hat die Partei zwar in erster Linie den Steuerplänen und Jürgen Trittin zu verdanken. Auch der Veggie Day hat sich für die Grünen als gesundheitsschädlich erwiesen. Dem negativen Bundestrend konnten die Grünen in Bayern jedoch wenig entgegensetzen, dafür sind sie einfach zu schwach.

Die Lücke, die der vor drei Jahren verstorbene Sepp Daxenberger hinterlassen hat, konnte die Partei bis jetzt nicht schließen. Mit ihrem leutseligen Spitzenmann fanden die Grünen einst auch bei CSU-nahen Wählern auf dem Land Gehör. Sein Nachfolger Runge ist ein brummiger, zur Übellaune neigender Aktenwühler. Einen wie ihn können die Grünen gut gebrauchen, aber nicht an der Fraktionsspitze, wo ein zugewandter Kommunikationsstil gefragt ist. Man darf darauf wetten, dass der ehrgeizige Ludwig Hartmann aus Landsberg Runge beerben will - und sich gegen ihn auch durchsetzen wird.

Für Hartmann spricht vor allem, dass er erst 35 Jahre alt ist und die Grünen im Landtag eine Verjüngung dringend nötig haben. Die einstige Partei der Jugend alterte in der vergangenen Legislaturperiode in Richtung Vorruhestand. Von den elf Frauen in der Landtagsfraktion waren am Ende gerade einmal zwei noch jünger als 50. Wie viele Junge nachrücken, wird sich erst an diesem Dienstag zeigen, wenn feststeht, welche Listenkandidaten ein Mandat bekommen.

Im Gegensatz zu Runge muss sich Margarete Bause nicht allzu sehr vor Konkurrenz fürchten. Denn ausgerechnet die Quoten-Grünen haben wenig Frauen, die für einen Führungsjob infrage kommen. Und Landeschefin Theresa Schopper, eine der profiliertesten Grünen-Politikerinnen, hat den Einzug in den Landtag verpasst.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2013
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