Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:Ärzte dringend gesucht

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Kassenärztliche Vereinigung warnt vor drohender Unterversorgung auf dem Land

Von Dietrich Mittler, München

Das unterfränkische Lohr am Main und das niederbayerische Eggenfelden zum Beispiel haben mehr gemein, als ihnen lieb sein kann: In beiden Städten droht die Unterversorgung mit Hausärzten. Schlimmer noch steht es in dieser Hinsicht um die Bereiche Ansbach-Nord und Feuchtwangen: Dort nämlich herrscht bereits Unterversorgung. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte werden unterdessen für die Kreise Bad Kissingen, Lichtenfels und Wunsiedel gesucht, Augenärzte im Kreis Kronach. "Um Niederlassungen in diesen Planungsbereichen zu fördern, haben wir inzwischen knapp sechs Millionen Euro aus unserem Strukturfonds investiert", hieß es am Dienstag in München seitens der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB).

Insgesamt gesehen sei die ambulante Versorgung in Bayern "noch eine gute", betonten KVB-Chef Wolfgang Krombholz und seine beiden Stellvertreter Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp. Dennoch, "die punktuellen Engpässe in einigen Regionen" seien im Sinne der Patienten nicht hinnehmbar. Aktuell sind nach Angaben von Schmelz bei der hausärztlichen Versorgung mittlerweile zwölf und bei der fachärztlichen Versorgung sieben Planungsbereiche in Bayern "von Unterversorgung oder drohender Unterversorgung betroffen". Auch an Kinderärzten fehlt es. Verantwortlich sind dafür laut Schmelz die noch aus den 1990er-Jahren stammenden Berechnungen zum Versorgungsbedarf. Deren dringend notwendige Überarbeitung sei inzwischen vom Gesetzgeber in Auftrag gegeben worden.

Um junge Ärztinnen und Ärzte dazu zu gewinnen, eine Praxis zu übernehmen, habe die KVB laut Krombholz entscheidende Schritte eingeleitet. Die Neuorganisation des Bereitschaftsdienstes, die im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll, ermögliche nicht nur den allermeisten Patienten im Freistaat, dass sie im Umkreis von maximal 30 Kilometern eine Bereitschaftspraxis finden. Die Ärzte müssten nun auch weit weniger oft an Feiertagen, Wochenenden und am Abend für Bereitschaftsdienste zur Verfügung stehen.

Auch die gefürchteten Regressforderungen - resultierend aus als zu viel erachteten Medikamentenverordnungen - gehörten in Bayern laut Krombholz dank der KVB-eigenen Wirkstoffvereinbarung "der Vergangenheit an". Häufig, so Krombholz, sei die Angst vor Regressen einer der Gründe gewesen, "sich gegen eine eigene Praxis zu entscheiden".

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Quelle:
SZ vom 13.12.2017
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