Süddeutsche Zeitung

Freilassing:Polizei weist Flüchtlinge ab

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Vor allem Nordafrikaner werden häufiger zurück nach Österreich geschickt

Die Landespolizeidirektion im österreichischen Salzburg hat nach eigenen Angaben zuletzt deutlich mehr Flüchtlinge registriert, die von der deutschen Seite an der Grenze zurückgewiesen werden. Seit Ende Oktober habe man knapp 600 Flüchtlinge wieder übernehmen müssen, heißt es aus Salzburg. Der Anstieg schlägt sich dort in Form von zusätzlichen Asylanträgen nieder und veranlasst Lokalpolitiker zu düsteren Prognosen. Die deutsche Bundespolizei widerspricht: Sie weise unverändert nur sehr wenige Flüchtlinge zurück - vor allem Menschen aus Nordafrika wie Marokkaner und Algerier, die sich keine Hoffnung auf Asyl in Deutschland machen dürfen und die meist über Italien am Grenzübergang Freilassing ankommen. Dort empfängt die Bundespolizei pro Tag etwa 1200 Flüchtlinge. Zurückgewiesen werde "nur im Promillebereich", sagt die Bundespolizeidirektion in München.

Sie hat Zahlen für den Donnerstag parat, an dem in Bayern 5300 Flüchtlinge angekommen und nur 21 an der Grenze zurückgewiesen worden seien. Hochgerechnet deckt sich das durchaus mit den österreichischen Angaben - und offenbart so die unterschiedlichen Perspektiven: Während die Zahl der Zurückgewiesenen aus deutscher Sicht im Verhältnis zur Zahl aller Flüchtlinge sehr gering erscheint, fällt sie bei den Asylanträgen in Österreich sehr wohl ins Gewicht. Die Zurückgewiesenen kämen aus Ländern, die als sicher eingestuft sind. Sie brächten oft gar keine Gründe vor, warum sie in Deutschland Schutz suchen, erklärt die Bundespolizei. Zurückweisungen gibt es vor allem in Freilassing, denn aus Kufstein werden die Flüchtlinge in Regionalzügen bis Rosenheim begleitet, wo sie die Grenze dann längst überschritten haben und nicht mehr zurückgewiesen werden können. An den niederbayerischen Übergabestellen Simbach, Neuhaus und Wegscheid, wo die Asylbewerber vor allem über die Balkanroute eintreffen, gibt es praktisch keine Zurückweisungen.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2015 / kpf
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