Süddeutsche Zeitung

Artenschutz:Einblick in das Leben der Fledermäuse

Lesezeit: 2 min

Die "Bat Night" bietet bayernweit Angebote, die nachtaktiven Tiere aus der Nähe kennenzulernen und sogar ihre Laute zu hören.

Vorträge, Führungen und spezielle Detektoren, die Echo-Ortungsrufe von Fledermäusen hörbar machen - bei der Europäischen Fledermausnacht Ende August kann man die bedrohte Tiergruppe näher kennenlernen. Die "Bat Night" am 27. und 28. August soll "einen Einblick in das faszinierende Leben der Fledermäuse" geben, sagte Andreas Zahn von der Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Südbayern.

Die Aufmerksamkeit für die fliegenden Säuger sei wichtig, da viele Arten gefährdet seien. Zudem leben Fledermäuse oft im engen Umfeld des Menschen, etwa in oder an Gebäuden, und sind daher stärker als andere Tiergruppen auf das Wohlwollen der Menschen angewiesen, sagte Biologe Zahn. Es brauche "Sympathiewerbung für Fledermäuse", damit beispielsweise Fledermausquartiere am Haus geduldet werden.

In Bayern wurden bisher 25 Fledermausarten nachgewiesen, wie Angelika Nelson vom Bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitteilte. Drei davon (der Riesenabendsegler, die Alpen- und die Bulldogfledermaus) seien jedoch nur gelegentliche Gäste. Mit 21 655 Nachweisen ist das Mausohr LBV-Biologin Nelson zufolge die häufigste Fledermausart in Bayern. Auch die Zwerg- und Wasserfledermaus werden häufig nachgewiesen, da sie mit Detektoren erfasst werden.

Wie viele Fledermäuse es insgesamt gebe, sei schwierig festzustellen, da einige Arten kompliziert zu zählen seien, sagte Experte Zahn. Am gefährdetsten ist die Art der Hufeisennase. Im oberpfälzischen Hohenburg lebt Deutschlands letzte Kolonie der vom Aussterben bedrohten Großen Hufeisennase. Wie der LBV mitteilte, hat der Bestand mittlerweile von gerade einmal 37 Tiere im Winter 2003 auf nun mehr als 400 Tiere zugenommen. Zahn wendete dennoch ein: "Solange es nur einen Standort gibt, ist es immer sehr riskant."

Für eine Fledermaus-freundliche Umgebung empfehlen die Experten, keine Pestizide zu verwenden, Lichtverschmutzung zu vermeiden und alte Bäume mit Hohlräumen stehen zu lassen. Da sich Fledermäuse von Insekten ernähren, jagen sie oft dort, wo es viele Insekten gibt, etwa bei Tierweiden oder Teichen ohne Fischen. Im Stadtgebiet sind vor allem die Zwergfledermaus und die Weißrandfledermaus unterwegs. Obwohl die Tiere sehr scheu sind, kann es passieren, dass sich einige von ihnen auch mal in Wohnungen verirren.

"Die Jungtiere der Zwergfledermäuse suchen in Gruppen neue Quartiere", erklärt Biologe Zahn. Warum beispielsweise in Erlangen und Augsburg immer wieder Tiere in Wohnungen fliegen, in anderen Städten aber nicht, ist ein "noch nicht ganz verstandenes Phänomen". Wer an seinem eigenen Haus ein Fledermaus-Quartier entdeckt, kann das der Naturschutzbehörde melden. Andere Fledermausarten, die man sonst eher nicht zu Gesicht bekommt, kann man vielerorts in Bayern auf Führungen der "Bat Night" beobachten, teilte Zahn mit. "Gerade für Kinder ist es sehr spannend zu sehen, dass die Nacht voller Leben ist und jede Menge Tiere unterwegs sind."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5645096
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.