Süddeutsche Zeitung

Friedrich Alexander Universität:Ärzte fordern Abrissstopp an historischer Heilanstalt

In einem Brief an Markus Söder warnt die Organisation "Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung" vor einem "irreparablen Schaden für die Gedenkkultur".

Die Organisation "Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung" fordert einen Stopp der Abrissarbeiten an der historischen Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) in Erlangen. In einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bitten Ärztinnen und Ärzte, die letzten steinernen Zeugen des NS-"Euthanasie-Aktion T4" in der HuPfla zu retten. Andernfalls sei ein "irreparabler Schaden für die Gedenkkultur" abzusehen. Der emeritierte Medizin-Professor Hannes Wandt warnt davor, ein weiterer Abriss des historischen Gebäudes würde "insbesondere in der internationalen Öffentlichkeit auf Entsetzen stoßen". Der Organisation zufolge haben neueste medizinhistorische Forschungen nachgewiesen, dass im noch nicht abgerissenen "Männerflügel" der historischen Heilanstalt die "Hunger-Euthanasie" an zirka tausend Psychiatriepatienten durch Ärztinnen und Ärzte vollzogen wurde. Die euphemistisch als "Euthanasie" bezeichnete Tötung von erkrankten Menschen gelte als erste Erprobungsphase für den folgenden Holocaust. In der Süddeutschen Zeitung hatte kürzlich Andreas Frewer, Professor für Ethik in der Medizin an der Erlanger Friedrich-Alexander-Universität (FAU), genauso argumentiert. Die FAU rechtfertigt ihr Vorgehen bislang, für eine geplante Gedenkstätte stelle sie rund 2000 Quadratmeter eines Gebäudes zur Verfügung, das zuvor "bereits zum Abriss freigegeben" worden sei. Auf dem Areal entsteht ein Max-Planck-Zentrum.

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