Süddeutsche Zeitung

Energiewende in Bayern:Zurück auf Anfang

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Große und kleine Kraftwerke! Stromautobahnen! Und Ökostrom! Der sogenannte Energie-Dialog in Bayern fördert Bemerkenswertes zu Tage. Dumm nur, dass Ministerpräsident Seehofer all das schon einmal hat aufschreiben lassen.

Von Christian Sebald

Auf solche Erkenntnisse muss man erst mal kommen: Um die Energiewende zu stemmen, braucht Bayern große Gaskraftwerke, aber auch viele kleine Anlagen, die Strom und Wärme zugleich liefern. Und natürlich geht es nicht ohne Stromautobahnen. Und für Ökostrom aus Sonne, Wind und Wasser gibt es auch noch Potenziale.

Dies und anderes fördert der Energie-Dialog zu Tage, den Wirtschaftsministerin Ilse Aigner auf Geheiß von Ministerpräsident Horst Seehofer mit Bürgerinitiativen, Wirtschaftsvertretern, Umweltverbänden, Experten und anderen mehr führt. Wer will, kann sich die Ergebnisse hier durchlesen. Aigner hat die Seite eigens dafür eingerichtet.

Dumm nur, dass Seehofer all das schon einmal hat aufschreiben lassen. Es war Aigners Vorgänger, der viel gescholtene Liberale Martin Zeil, unter dessen Federführung die Staatsregierung 2011 mit "Energie innovativ" ihren ersten Energiewende-Fahrplan präsentierte.

Handeln mit den Bürgern

Die Aussagen - ob zu Gaskraftwerken, Kraft-Wärme-Anlagen, Stromautobahnen oder Ökostrom - waren nicht nur sehr viel präziser. Zeils Konzept war davon getragen, dass man die Energiewende mit der Bevölkerung schaffen will. Deshalb ist es ein schwaches Argument, wenn Seehofer und Aigner sich nun darauf berufen, Ziel des Dialogs sei die Energiewende im Konsens mit den Bürgern.

Zumal es diesen nicht geben kann, jedenfalls nicht in der allumfassenden Harmonie, die Seehofer gerne hätte. Die Bürgerinitiativen gegen die Stromautobahnen etwa schimpfen bereits, der Dialog sei nur vorgeschoben, letztlich würden die Stromleitungen doch über ihre Köpfe hinweg gebaut. Dabei war auch schon 2011 klar, dass es nicht ohne Konflikte gehen wird.

Es braucht endlich beherzte Entscheidungen. Und mit denen sind nie alle einverstanden. Davor werden sich Seehofer und Aigner nicht auf Dauer drücken können. Nur dass sie jetzt gerade mal noch acht Jahre Zeit haben bis zum Abschalten des letzten Atomkraftwerks.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2014
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