Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Höchste Windräder Bayerns im Bau

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Wegen des Abstandsgesetzes werden weniger Anlagen geplant

Zwei 149 Meter hohe Türme, Rotoren mit 136 Metern Durchmesser und Windstrom für 4500 Haushalte: Die Windräder, die das Regensburger Unternehmen Ostwind derzeit in den Wäldern des Fürstenhauses Thurn und Taxis nahe dem niederbayerischen Wiesenfelden errichtet, sind bayernweit einzigartig. "Sie stehen für mehr Effizienz, stärkere Energieerträge und weniger Geräusche", sagt Ostwind-Geschäftsführer Rolf Bungart. "Mit ihnen lässt sich noch besser als bisher Ökostrom erzeugen, ohne den Wald in seinen Funktionen für Mensch und Natur zu beeinträchtigen." In Wiesenfelden sind die Anlagen willkommen. "Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung", sagt Anton Drexler, der CSU-Bürgermeister der 3800-Einwohner-Gemeinde. "Als Gemeinde stellen wir uns ihr gerne."

Tatsächlich markieren die Anlagen einen Technologie-Sprung. Bisheriger Standard sind Türme mit etwa 200 Meter Gesamthöhe und 2,5 bis drei Megawatt Leistung. Die Wiesenfeldener Windräder messen 217 Meter vom Fundament bis zur Rotorspitze und sind damit zurzeit die höchsten in Bayern. Und sie haben 3,45 Megawatt Leistung. Ihre Rotoren sind so konstruiert, dass sie in dem vergleichsweise windschwachen Gebiet hohe Erträge bringen. Bei Ostwind rechnen sie mit 13 Millionen Kilowattstunden Windstrom im Jahr. Der Standort in den Thurn-und-Taxis-Wäldern ist ebenfalls ein besonderer. Er zählt zu den wenigen in Bayern, an denen das umstrittene Abstandsgesetz 10 H keine Rolle spielt. Danach muss der Abstand zwischen einem Windrad und dem nächsten Ort das zehnfache der Anlagenhöhe betragen. Für die Wiesenfeldener Anlagen sind das 2170 Meter, die sie locker einhalten.

Im ersten Quartal 2017 sind bayernweit 50 neue Windräder in Betrieb gegangen. 48 davon, also die große Mehrheit, wurde vor Inkrafttreten von 10 H Ende 2014 genehmigt. Mit der umstrittenen Regelung stoppte die Staatsregierung seinerzeit abrupt den Ausbau der Windkraft. Die Zahl der Anträge für neue Anlagen sank laut Wirtschaftsministerium von bayernweit mehreren Hundert in den Jahren davor auf 37 in 2015 und 43 in 2016.

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SZ vom 11.07.2017 / cws
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